Geschäftsführer gibt Einblicke Geisthardt bringt den FCM auf Kurs: "Wir sind kein kleiner Provinzverein mehr"
Der 1. FC Magdeburg hat sich in der zweiten Liga etabliert und will den Blick weiter nach oben richten. Für diese Zielstrebigkeit steht der neue Geschäftsführer Martin Geisthardt.
Magdeburg/DUR – Genauso wie viele Fans hat Martin Geisthardt einen großen Traum: mit dem 1. FC Magdeburg in die Bundesliga aufzusteigen. Dafür möchte der kaufmännische Geschäftsführer die Weichen stellen.
Sportlich ist der FCM in dieser Saison einen Schritt vorangekommen, befindet sich weit weg von der Abstiegszone und sogar in Reichweite zu den Aufstiegsplätzen. Doch im finanziellen Bereich fehlt noch einiges, um in der Ligaspitze mitzuspielen. Wie der Club seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern kann, erklärt Geisthardt in einem Interview mit dem Fachmagazin "Kicker".
Zunächst betrachtet der Finanzboss die wirtschaftliche Ausgangslage. Nachdem der Verein um die Jahrtausendwende herum zwei Insolvenzen abwenden musste, sei kaufmännische Vorsicht bei den Verantwortlichen eingekehrt, so Geisthardt. Dadurch überstand man die Corona-Pandemie ohne finanziellen Schaden.
Siebenstelliger Gewinn für den FCM in der letzten Saison
Dank des Aufstiegs in die zweite Liga gelang es zudem, "eine stabile Kapitalbasis" zu erarbeiten. Deshalb könne Geisthardt auf einen "wirtschaftlich durch und durch gesunden Verein" blicken.
Zur wirtschaftlichen Vernunft trage auch Sportdirektor Otmar Schork seinen Teil bei. Geisthardt lobt ihn als "einen hervorragenden Netzwerker", der zudem "durch und durch auch Kaufmann" sei, der sein Budget nur in gut begründeten Ausnahmefällen überzieht.
Mit dem Budget für den sportlichen Bereich bewege sich der 1. FC Magdeburg im unteren Drittel der zweiten Liga. Gerne würden die Verantwortlichen mehr Geld investieren. Gleichzeitig scheue man sich davor, das "Rattenrennen" mitzumachen. Viel Geld bedeutet nicht zwangsläufig besseren Fußball: "Vielleicht sind gewisse Handfesseln auch gar nicht so schlecht, weil man dann kreativer arbeiten muss."
Geisthardt will FCM zu einem starken Zweitligisten formen
Auch wenn die finanziellen Mittel beim FCM begrenzt sind, verfolgt der 36-Jährige einen klaren Plan. Geisthardt: "Unser Ziel ist aber klar, Magdeburg langfristig zu einem starken Zweitligastandort zu entwickeln. Und – wenn vielleicht irgendwann mal die Sterne günstig stehen – einen Ausflug in die Bundesliga zu machen." Dafür müsse der Club neue Sponsoren ins Boot holen.
Doch wovon könnten überregionale Unternehmen profitieren, wenn sie in den FCM investieren? "Wir sind in Sachsen-Anhalt das größte Netzwerk und die größte Attraktion in diesem Bundesland und auch in der Region", merkt Geisthardt selbstbewusst an. Zudem sei der Club "das wichtigste Netzwerk für Wirtschaft und in die Politik, weil handelnde und in Verantwortung stehende Personen Teil unserer Gemeinschaft beim FCM sind." Auch durch die Fans, die in großer Schar durch die Stadien der Republik reisen, sei man "kein kleiner Provinzverein mehr, sondern schon ein Thema."
Diese Positionierung ist aber offenbar noch nicht überall angekommen. "Wenn ich bei einem Unternehmen aus Baden-Württemberg anrufe, muss ich im Zweifel nochmal erklären, wer wir sind und was man mit uns erreichen kann", verrät Geisthardt. Daher wolle er dahinkommen, dass "wir überall positiv und klar wahrgenommen werden, sowie interessant sind." Dann könne er auch wirtschaftlich starke Unternehmen von einer Investition in den Fußball-Standort Magdeburg überzeugen.
Geisthardt schließt Investoren-Einstieg aktuell aus
Ein anderer Weg zur Kapitalbeschaffung wäre der Einstieg eines starken Investors. Doch diese Option komme für Geisthardt nicht infrage. "Dennoch kann ich sagen, dass es eine Beteiligung an unserer Spielbetriebs GmbH nicht geben wird. Ob sich das eines Tages ändert, weiß ich nicht."
Stattdessen könne er sich vorstellen, "einzelne Bereiche in Kapitalgesellschaften zu überführen. Das könnte zum Beispiel das Merchandising sein."
Auch wenn der Finanzboss gerne groß denkt, bemüht er sich um Bodenständigkeit. "Die Frage ist, ob das glaubwürdig wäre zu sagen: Wir wollen aufsteigen, weil wir natürlich um unsere Situation in diesem hochkompetitiven Wettbewerb wissen."
Deshalb müsse man den "Spagat zwischen Demut und Ambition" hinbekommen. Mit einem organischen Wachstum sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um oben anzugreifen. "Planen kann man es trotzdem nicht", schränkt Geisthardt ein.