Spieler in der analyse Abschied nach einer Saison: War Ahmet Arslan wirklich zu schwach für den FCM?
Vom Königstransfer zum Problemfall in nur einem Jahr: Ahmet Arslan hat den 1. FC Magdeburg verlassen. Aber hatte das wirklich rein sportliche Gründe? Eine Analyse.
Magdeburg – Wohl kein Spieler hat bei 1. FC Magdeburg in den vergangenen Wochen derartig viele Schlagzeilen produziert wie Ahmet Arslan mit seinem Wechseldilemma. Öffentlicher Disput über Ablöse- und Abfindungsmodalitäten, die Versetzung zur U23, eine verfahrene Situation.
Früh war klar, dass der "Königstransfer" des Vorsommers in Magdeburg keine Zukunft hat. Und seit Sonntag ist klar: Ahmet Arslan wechselt zu Rot-Weiss Essen in die 3. Liga.
Doch wie hat der Spieler sich eigentlich sportlich in der vergangenen Saison präsentiert? Und ist seine Aussortierung beim 1. FC Magdeburg aus Leistungsgründen nachvollziehbar?
Bestätigung seiner Vorjahresleistungen blieb aus
Arslan galt als ideale Lösung nach dem Verkauf von Moritz-Broni Kwarteng an den VfL Bochum. Er wechselte mit der Empfehlung von 25 Toren und neun Vorlagen in der Drittligasaison 2022/23 elbabwärts von Dresden nach Magdeburg.
In der Ottostadt ist seine Einsatzbilanz aber von Beginn an ernüchternd: nur zwölf Einsätze mit insgesamt weniger als 300 Minuten Spielzeit, dazu lediglich drei Startelfeinsätze (zumindest aber drei Torbeteiligungen in der kurzen Zeit).
Eine Leihe zu Dynamo Dresden, dem Ort seiner starken Vorsaison, sollte ihm wieder Auftrieb verleihen, aber auch in der sächsischen Landeshauptstadt konnte er nicht an das erhoffte Leistungspensum anknüpfen. Sodass er in der Rückrunde nur fünf Startelfeinsätze und keinen eigenen Treffer vorweisen konnte – an zwei der letzten vier Spieltagen wurde er nicht einmal eingewechselt.
Ahmet Arslan mit Leistungseinbruch
Im zentralen Mittelfeld der SGD zeigte er sich zwar immer noch gut in der Chancenkreation und beim Flanken. Jedoch ließ er seine Torgefahr, die vorher starke Chancenverwertung sowie Fähigkeiten im Dribbling (Erfolgsquote von 54 auf 38 Prozent gesunken) sowie die defensive Mitwirkung stark vermissen.
Der Deutsch-Türke kam wesentlich seltener vor dem Tor zu aussichtsreichen Gelegenheiten und halbierte seine erwarteten Tore (xG) von 0,43 auf lediglich 0,22 pro Spiel. Zusätzlich konnte er aus den geringeren Chancen auch keinerlei Ertrag erzielen (0 Tore aus 1,7 xG), während die Verwertung von Chancen 22/23 noch zu seinen Stärken zählte (25 Tore aus 15,5 xG).
Zweitligataugliche Ansätze, aber Opfer des Systems?
Eben diese gute Chancenverwertung konnte Arslan anfangs auch noch beim FCM unter Beweis stellen und traf in seinen ersten drei Kurzeinsätzen bis zum fünften Spieltag direkt zweimal. Anfang Oktober 2023 gehörte er für kurze Zeit sogar zur erweiterten Startelf, während er ab dem 11. Spieltag nur noch zwölf Einsatzminuten in der 2. Bundesliga für den Club verzeichnete.
Seine Leistungen waren dabei nicht grundsätzlich schlecht und er zeigte, dass er an sich auf dem Level bestehen könnte. Das Spiel des Teams müsste dabei aber stark auf ihn zugeschnitten sein.
Arslan bewegt sich gut im Offensivraum, kommt zu guten Abschlussgelegenheiten, hat außerdem eine vernünftige Schusstechnik und kann präzise Hereingaben schlagen. Jedoch geht ihm die Dynamik völlig verloren, seine Zweikampfstabilität gegen den Ball ist auf diesem Level unzureichend und kopfballschwach ist er ebenfalls.
Ergebnis ist, dass er mit seiner mangelnden Defensivleistung schwieriger im zentralen Mittelfeld zu integrieren ist (da die Arbeit gegen den Ball von anderen getragen werden muss) und für die Position auf dem offensiven Flügel (wo er beim FCM häufiger eingesetzt wurde) fehlt ihm die Dynamik und das Tempo.
Seine Leistungsdaten lassen den Schluss zu, dass er nur dann zweitligatauglich ist, wenn das Spielsystem und seine Mitspieler ihm die nötigen Freiheiten im offensiven Mittelfeld verschaffen können. Trotzdem steht außer Frage, dass seine vollständige Aussortierung beim FCM keinesfalls nur auf die Leistungen in seinen Einsätzen zurückzuführen ist.
Ist Ahmet Arslan ein “One-Season-Wonder"?
Trotzdem muss sich Arslan die Frage gefallen lassen, ob man bei ihm von einem sogenannten One-Season-Wonder sprechen kann, also Leistung nur in einer einzigen Saison in der Karriere erbringen kann. Denn der Blick auf seine Karrierebilanz macht diese Sicht naheliegend.
Auf Viertliganiveau dominierte er nach Belieben und erreichte für den Hamburger SV II sowie dem VfB Lübeck 93 Torbeteiligungen in 123 Regionalliga-Einsätzen. Bei seinem ersten Versuch in der 3. Liga (2016 bis 2018) konnte er daran aber nicht anknüpfen und kam nur auf magere drei Tore und eine Vorlage in 49 Ligaspielen über zwei Saisons.
Es folgte der Schritt zurück und nach erneut überzeugender Leistung in der vierten Liga wechselte Arslan im Sommer 2020 direkt in die 2. Bundesliga. In den folgenden zwei Jahren bei Holstein Kiel konnte er sich ebenfalls nicht durchsetzen und war nur vier Mal Teil der Startformation (erzielte zumindest vier Scorer in 520 Einsatzminuten).
Ahmet Arslan: Gut aufgehoben in der 3. Liga
Einfach gesprochen, ähneln sich seine Leistungsdaten in Kiel sehr mit dem Halbjahr in Magdeburg. Es folgte eine Leihe in die 3. Liga, in welcher er zwar Spieler der Saison wurde, jedoch im vergangenen Halbjahr erneut nicht daran anknüpfen konnte.
Klammert man also seine überragende Spielzeit 2022/23 bei Dynamo Dresden aus, so war er in den restlichen Spielzeiten meist erweiterter Stammspieler in Liga drei – jedoch ohne sonderlich zu glänzen (62 Einsätze mit sechs Torbeteiligungen).
Auf Zweitliganiveau hingegen kam er in keiner seiner drei Versuche über die Rolle als Ergänzungsspieler mit nachfolgendem Schritt zurück in die 3. Liga hinaus.