50 Jahre EuropapokalSieg Fünf Dinge beim FCM-Triumph 1974, die heute so undenkbar wären
Als der 1. FC Magdeburg vor 50 Jahren den Europapokal gewann, war der Fußball noch ein anderer. Das zeigt sich an vielen kuriosen Beispielen rund um das Spiel in Rotterdam.
Magdeburg/DUR – Seit die Mannschaft des 1. FC Magdeburg am 8. Mai 1974 den Europapokal der Pokalsieger gewann und die Trophäe in den Rotterdamer Nachthimmel reckte, ist viel Zeit vergangen. Der Fußball hat sich in diesen 50 Jahren nicht nur weiterentwickelt, es hat sich eine regelrechte Industrie um den Sport herum etabliert.
Wir zeigen fünf Dinge vom größten Triumph des FCM in der Vereinsgeschichte, die heute in dieser Form undenkbar wären.
1) Ein fast leeres Finalstadion
Gerade einmal 4641 Zuschauer waren beim FCM-Triumph in Rotterdam live dabei, das Stadion war weitgehend leer. Die DDR-Führung hatte kaum Fans ausreisen lassen, 350 FCM-Anhänger waren vor Ort. Die meisten davon waren Matrosen von fünf DDR-Handelsschiffen, die im Rotterdamer Hafen lagen – und nicht unbedingt große Fußballkenner.
Heutzutage werden Finalspiele inszeniert, Tickets sind minutenschnell ausverkauft, der Schwarzmarkt floriert mit Fantasiepreisen. Die VIPs geben sich auf den Tribünen die Klinke in die Hand und beide Vereine könnte wohl das doppelte und dreifache Ticket-Kontingent an den Fan bringen.
2) Siegerehrung in Bademänteln
Die Siegerehrung ist im modernen Fußball fast schon wichtiger als das Spiel – zumindest für die mächtigen Verbände und Sponsoren, die das Spektakel mit ihren Millionen finanzieren.
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Dass die Stars der Teams heute nicht in ihren Trikots oder Shirts des Ausrüsters zur Pokalübergabe schreiten? Nicht vorstellbar. Da ist es fast schon erfrischend, wie unbedarft der FCM 1974 zur Tat schritt.
Gehüllt in weiße Bademäntel nahm das Team die Trophäe in Empfang, nur Trainer Heinz Krügel trug Anzug. Was dahintersteckte? "Die haben uns die Stadionarbeiter nach Abpfiff gegeben, es war sehr frisch an dem Abend", erinnert sich FCM-Spieler Ulrich Schulze über die ungewöhnliche Aktion.
Behalten durften die Gewinner das schöne Souvenir aber nicht. "Eigentlich ein schönes Geschenk, ich hatte ihn auch schon Koffer" sagt FCM-Idol Wolfgang "Paule" Seguin: "Auf einmal hieß es: Bädemäntel alle wieder abgeben. Ich weiß aber, dass am Ende zwei fehlten. Wer die mitgenommen hat, weiß ich bis heute nicht."
3) Europapokalsieg mit Spielern aus der Region
Erfolgstrainer Heinz Krügel hatte seine Mannschaft ausschließlich aus Spieler aus der Nähe von Magdeburg geformt. Das schuf Zusammenhalt, international war der FCM aber ein Team der Namenlosen. In Zeiten wilder Transfer- und Leihgeschäfte über alle Ländergrenzen hinweg, wirkt das fast schon zu romantisch.
"Wir kamen ja alle aus dem damaligen Bezirk Magdeburg", sagte Seguin: "Wir waren eine sehr junge Mannschaft, es war eine unglaubliche Gemeinschaft."
Doch gibt es auch heute noch Clubs, die ein solches Konzept konsequent verfolgen. Der erfolgreichste in Europa ist zweifelsohne Athletic Bilbao, wo nur im Baskenland geborene Spieler ausgebildet und zu Stars geformt werden.
In Spaniens erster Liga spielt Athletic eine gute Rolle, gewann diese Saison sogar den spanischen Pokal. Vom Gewinn eines Europapokals sind die stolzen Basken aber auch noch ein Stück entfernt.
4) Kaum TV-Bilder verfügbar
Es ist kaum zu glauben, aber laut "Sport Inside" sind vom Finalspiel kaum noch Videoaufnahmen erhalten. Bei Youtube lassen sich wenige Sequenzen wie Tore, Abpfiff und Siegerehrung finden, mehr scheint es tatsächlich nicht mehr in den Archiven zu geben.
Angesichts der heutigen Rechtevergabe an Live-Bilder, Zweit- und Drittverwertungen ist das unvorstellbar. Schon während jedes Spiels gibt es Video-Schnipsel via Social Media von Vereinen, Sendern, Verbänden.
5) DDR kassierte die Siegprämie ein
Geld spielt im modernen Fußball eine gar nicht zu überschätzende Rolle. Gigantische Titelprämien werden schon vor Turnierbeginn ausgehandelt, alles ist vertraglich exakt geregelt, es geht um gewaltige Summen.
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Die FCM-Mannschaft bekam von der Uefa 1974 in Rotterdam eine Siegprämie in Höhe von 225.000 Schweizer Franken. Beim Team kam das Geld aber nie an. Noch in der Kabine kassierte DDR-Verbandsboss Günter Schneider das Geld ein.
Zwar setzte sich Trainer Krügel dafür ein, dass die Spieler zumindest etwas Geld bekommen, Schneider blieb aber unnachgiebig. "Es gab nichts", erinnert sich Torwart Ulrich Schulze an die beschämende Situation nach dem Spiel: "Das ist unfassbar". Später bekam jeder Spieler immerhin 5000 Ostmark für den Titelgewinn ausgezahlt.