Martin Kind schaltet sich ein Nächstes Kapitel im Poker um Christian Titz aufgeschlagen
In den Verhandlungen zwischen dem 1. FC Magdeburg und Hannover 96 tut sich wenig. Der Aufsichtsrats-Boss der Niedersachsen erhöht nun den Druck.

Man kennt es von großen Vereinen wie dem FC Bayern München. Wenn es ernst wird und elementare Entscheidungen anstehen, schaltet sich gerne mal die graue Eminenz aus dem Hintergrund ein. Jüngst geschehen beim missglückten Werben des Rekordmeisters um Nationalspieler Florian Wirtz, das Uli Hoeneß (73) vom Tegernsee aus höchstpersönlich übernahm. Ruhestand hin oder her.
Als Hoeneß von Hannover 96 versteht sich seit jeher Martin Kind. Zwar ist der 81-Jährige in seinem Verein längst nicht so beliebt und hat als Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender auch keinerlei Befugnisse im operativen Tagesgeschäft. Doch das hält den langjährigen Patriarchen des Klubs offensichtlich nicht davon ab, im Notfall in den Vordergrund zu preschen.
Kind nimmt Titz in die Pflicht
Den Zeitpunkt dazu scheint Kind nun im Werben seines Vereins um Wunschtrainer Christian Titz vom 1. FC Magdeburg ausgemacht zu haben. Und wie sein vermeintliches Vorbild aus Bayern wählt auch Kind den Weg über die Boulevard-Presse, um den Druck auf alle Beteiligten zu erhöhen - auch auf Titz.
"Er muss jetzt selbst aktiv werden. Er muss jetzt deutlich sagen: Ich will nach Hannover", fordert Kind den Noch-FCM-Coach im Gespräch mit der "Bild" auf. Der Hörgerätefabrikant ist damit der erste Protagonist im Ringen um die Dienste des begehrten Fußballlehrers, der dessen Namen auch öffentlich kommentiert.
Ein Bärendienst für 96-Boss Marcus Mann
Ob dies im Interesse von Hannovers eigentlichem Sportchef Marcus Mann ist, darf bezweifelt werden. Den Preis für Titz dürfte die Offensive von Martin Kind kaum senken, eher im Gegenteil. Unabhängig davon soll dieser in den vergangenen Tagen aber ohnehin gestiegen sein.
Das zumindest berichtet die "Neue Presse" in Hannover. Nach Informationen des Blattes habe FCM-Sportchef Otmar Schork seine Forderungen inzwischen auf rund eine Millionen Euro erhöht. Grund dafür sei zum einen die Verärgerung Schorks, dass Titz zu einem direkten Liga-Konkurrenten wechseln wolle. Zum anderen könnte Titz auch seine Co-Trainer André Kilian und Andreas Schumacher mit an den Maschsee nehmen, was 96 dem FCM im Fall der Fälle ebenfalls vergüten müsste.
Vorgeschmack auf den Alltag bei Hannover 96
Pikant: Mit der Intervention von Kind, die kaum mit Sportchef Mann abgesprochen gewesen sein dürfte, bekommt Titz schon mal einen Vorgeschmack darauf, wie die Uhren bei den Niedersachsen ticken. Das vom 54-Jährigen so geschätzte ruhige Arbeiten wie beim 1. FC Magdeburg dürfte an der Leine Wunschdenken bleiben, wie Kind nun eindrucksvoll untermauert hat.
Aber so ist das Leben halt bei Traditionsvereinen mit mächtigen Platzhirschen im Hintergrund. Im Zweifel drängen sie immer wieder nach vorne. Martin Kind und Uli Hoeneß unterscheiden sich diesbezüglich kaum.