Saisonbilanz in der Analyse Hat sich der FCM in der Saison 2023/24 sportlich weiterentwickelt?
Der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga ist für den 1. FC Magdeburg geschafft, der Weg dahin war jedoch zäh. Konnte sich FCM sportlich weiterentwickeln? Unsere Analyse gibt Antworten.
Magdeburg/DUR – Fünf Punkte weniger und drei Plätze in der Tabelle nach unten gerückt – so liest sich der Saisonvergleich vom 1. FC Magdeburg, wenn man den abschließenden Tabellenstand der letzten beiden Spielzeiten betrachtet.
Das Saisonziel einer sorgenfreien Weiterentwicklung kann 2023/24 mindestens als „teilweise verfehlt“ bewertet werden. Trotzdem gibt es auch mit dem Blick auf die Tabelle einige Faktoren, welche verdeutlichen, dass der FCM nicht nur einen Schritt zurück gemacht hat.
Stand man in der Saison 2022/23 noch an neun Spieltagen auf einem der drei Abstiegsplätze, so belegte der FCM zwischen dem ersten und letzten Spieltag in dieser Saison kein einziges Mal einen Platz tiefer als 14. Fazit: Eine schlechtere Gesamtbilanz, aber insgesamt mehr Konstanz als im Vorjahr.
Gestärkte Defensive auf Kosten von Offensivgefahr
Als kleiner Erfolg in dieser Saison ist die Stabilisierung der Defensive zu werten, denn immerhin neunmal spielte der Club ohne Gegentor, davon erstaunliche siebenmal in der Rückrunde. Zum Vergleich: Damit konnte Dominik Reimann seit Jahresbeginn häufiger eine „weiße Weste“ vorweisen als in der vollständigen Saison 22/23, in welcher der FCM nur sechs Mal zu Null spielte.
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Der Effekt wäre deutlicher, wenn die Club-Abwehr nicht beim Auswärtsspiel in Karlsruhe völlig neben sich gestanden hätte: Rechnet man das 0:7-Debakel als außergewöhnliches Ereignis heraus, kassierten die Magdeburger nur 19 Gegentore in den verbleibenden 16 Begegnungen.
Ein Faktor dafür ist auch die insgesamt verbesserte Standardverteidigung, da der Club vier Gegentore weniger nach ruhenden Bällen kassierte und die Gegner nach Ecken allgemein seltener zum Abschluss kamen (22/23 führten 38 Prozent der Gegnerecken zum Schuss, 23/24 waren es nur noch 30 Prozent).
Trotzdem liegt in diesem Bereich noch viel Luft nach oben, denn zwölf Standardgegentore sind im Ligavergleich immer noch ein schlechter Wert und situativ macht es der FCM den Gegnern nach ruhenden Bällen weiterhin zu leicht (wie zuletzt beim dritten Tor von Christos Tzolis in Düsseldorf).
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Weitere defensive Problemzonen, in denen sich der FCM steigern sollte, sind im rückwärtsgewandten Umschaltspiel verortet. Sowohl die Konterabsicherung, Verteidigung von langen Bällen als auch die Restraumverteidigung in der Rückwärtsbewegung lassen noch viel Raum zur Verbesserung in der kommenden Spielzeit offen.
Deutliche Präsenz im Sturmzentrum benötigt
So stark der FCM die Saison auch offensiv begann (16 Tore an den ersten sechs Spieltagen), der Aderlass an Angriffsgefahr war im Saisonverlauf enorm. Dem Club fehlte ein zentraler Abschlussspieler – jedoch nicht zwangsweise aus mangelnder Chancenverwertung, sondern primär zur Gefahrenkreation und der Anspielbarkeit in Tornähe.
Auch in der kommenden Saison wird der Club an seiner Spielidee festhalten. Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn über Neuverpflichtungen auf der Außenbahn und dem Sturmzentrum zumindest dafür gesorgt wird, dass die Magdeburger nach Flanken, dem Festmachen von langen Bällen und Gefahr aus eigenen Standards nicht mehr zu den schlechtesten Teams der 2. Bundesliga zählen.
Zunehmende Schwierigkeiten im eigenen Spielaufbau
Etwas überraschender hingegen sind die aufgetretenen Probleme des FCM in der Erzielung von Raumgewinnen und dem strukturierten Spielaufbau bis in die Abschlusszone. Intensive Pressingmomente der Gegnerteams (insbesondere mit drei oder mehr Pressingspielern in der Offensive) führten regelmäßig zu risikoreichen Ballverlusten im eigenen Drittel oder zu langen Bällen, welche die Angriffsreihe nicht verarbeiten konnte.
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Der höchste Ballbesitz (61 Prozent) der Liga, in Verbindung mit den meisten abgeschlossenen Pässen, nützt relativ wenig, wenn es dem FCM nicht gelingt, erfolgreich in die Angriffszone vorzudringen und der Ballbesitz vor allem in wenig aussichtsreichen Spielfeldzonen verzeichnet wird.
In Zahlen ausgedrückt: Mit 11,1 Abschlussversuchen pro 90 Minuten befindet man sich im soliden Mittelfeld der Liga. Aber fast 47 Prozent davon erfolgten als Distanzschüsse außerhalb des Strafraums (der Ligadurchschnitt liegt bei etwa 39 Prozent).
Arbeit kommt dabei auf das Trainerteam nicht nur in der offensiven Strafraumbesetzung zu, sondern auch der Spielaufbau über das Zentrum muss wieder deutlich gesteigert werden.
Sowohl Silas Gnaka als auch Amara Condé wurden regelmäßig durch Gegnerdruck in Unterzahlsituationen gezwungen und verloren ihre Offensivduelle durch mangelnde Anspielstationen in direkter Raumnähe wiederkehrend.
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Herbeigeführt wird die personelle Unterzahl im Zentrum durch das ausbleibende Nachrücken aus der Dreierkette, sodass der FCM im Mittelfeld regelmäßig „zwei-gegen-drei“ spielt. Stärkt der 1. FC Magdeburg das Zentrum personell, ergeben sich auch wieder mehr Möglichkeiten für strukturierte Raumgewinne.
Keine Saison nach Plan, aber eine solide Basis für die kommende Spielzeit
Faktoren, wie die gewonnene defensive Stabilität sowie, dass man die gesamte Spielzeit den Abstiegsrängen im „schwierigen zweiten Jahr“ nach dem Aufstieg fernblieb, machen Hoffnung, dass sich der FCM in der 2. Bundesliga weiter festigen kann.
Statistisch steigerte sich der Club in den meisten Aspekten des Spiels gegenüber dem Vorjahr, welches aufgrund des positiven Saisonabschlusses teilweise auch etwas verklärt wird (22/23 stand der FCM nach 19 Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz und hätte nach „Expected Points“ auch am Saisonende einen Abstiegsplatz belegt).
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Entscheidend wird es sein, dass es den Club-Verantwortlichen in diesem Sommer besser gelingt, mögliche Abgänge qualitativ aufzufangen und Verstärkungen auf der Außenbahn, dem Sturmzentrum und im zentralen Mittelfeld zu finden.