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  5. 1. FC Magdeburg: Barrierefreiheit bei FCM-Heimspielen - Rollstuhlfahrer entsetzt

Verein tue "nur das nötigste" Rollstuhlfahrer testet Barrierefreiheit bei FCM-Heimspielen – und ist entsetzt

Der 1. FC Magdeburg setzt schon lange auf ein barrierefreies Stadionerlebnis in der heimischen MDCC-Arena. Doch ein Rollstuhlfahrer teilte jetzt seinen enttäuschten Besuch beim FCM.

Von Philipp Truxa 15.05.2024, 06:00
Der 1. FC Magdeburg hat in einem Selbsttest von Tyll Reinisch zur Barrierefreiheit in der MDCC-Arena schlecht abgeschnitten. Ein Bericht zeigt die Schwachpunkte auf.
Der 1. FC Magdeburg hat in einem Selbsttest von Tyll Reinisch zur Barrierefreiheit in der MDCC-Arena schlecht abgeschnitten. Ein Bericht zeigt die Schwachpunkte auf. (Foto: IMAGO / Christian Schroedter, Screenshot: medium.com/@BehindertNichtDenFussball)

Magdeburg/DUR – Dass ein Heimspiel beim 1. FC Magdeburg unbequem sein kann, musste nun der Rollstuhlfahrer Tyll Reinisch erleben. Sein jüngstes Stadionerlebnis beim FCM teilte er in einem Video bei TikTok, das inzwischen 120.000-mal gesehen wurde.

Die Arena der "Blau-Weißen" hat beim Selbsttest von Reinisch schlecht abgeschnitten und landete auf dem vorerst letzten Platz. 

FCM enttäuscht im Vorfeld der Partie

Tyll Reinisch hat sich als Ziel gesetzt, in 24 Monaten alle 36 Bundesligastadien auf deren Barrierefreiheit zu testen. Beim Spiel FCM gegen Hannover probierte er die Magdeburger MDCC-Arena aus. Infos im Vorfeld der Partie seien für beeinträchtigte Stadionbesucher "nicht existent", schrieb er in seinem Bericht.

Er erklärte scherzend: "Magdeburg ist zwar zur Prüfung angetreten, hat aber eben nur ein leeres Blatt mit Name und Datum abgegeben." Auch "einen Stadionplan, aus dem die Platzierung der Rollstuhlfahrer hervorgeht" habe es nicht gegeben. Daher erntete der Club in der Kategorie "Infos" nur einen von möglichen fünf Punkten.

"Fragwürdige" Anreise und "kuriose" Ticketbuchung

Auch im Bereich der Ticketbuchung gab es vom Tester für die "Blau-Weißen" nur einen Punkt. In Magdeburg habe sich Reinisch nicht als "normaler Fan" behandelt gefühlt. Er warf dem Club Intransparenz und fehlende Unterstützung bei der Buchung vor. Diese sei als auswärtiger Besucher nur schriftlich möglich.

Die Anreise gestaltete sich für den Rollstuhlfahrer ebenfalls problematisch. Tyll Reinisch schrieb: "Die kleinen Straßen, die es zu überqueren galt, waren nicht sinnvoll abgesenkt, sodass ich mich durchaus alleine und teilweise gegen den Strom durchkämpfen musste."

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Zum Unmut von Reinisch behinderte ihn unmittelbar am barrierefreien Eingang der MDCC-Arena ein Kabelschacht. Zusätzlich waren laut dem Tester "Wege, Eingänge und Plätze kaum bis gar nicht gekennzeichnet." Dennoch lobte er einzelne Personen in der Behindertenfanbetreuung, die das "systematische Versagen" aufgefangen hätten. Für die Barrierefreiheit bekam der FCM mit seiner MDCC-Arena von Reinisch nur zwei Punkte.

Barrierefreiheit beim FC Magdeburg ausbaufähig

Das Spiel erlebte er auf den entsprechenden Sitzplätzen für Rollstuhlfahrer. Hierbei kritisierte er die "permanente Sichtbehinderung." Auch eine schnelle Fortbewegung zwischen Innenraum und Stadionvorplatz sei laut Reinisch nicht möglich, da der Fahrstuhl "langsam" sei.

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Positiv hob er den hohen Einsatz von Einzelpersonen und das "gute kulinarische und barrierefrei erreichbare Angebot auf der Außenseite des Stadions" hervor. Dennoch reichten die insgesamt sechs erteilten Punkte nur für den zwischenzeitlich vierten und somit letzten Platz in seiner Tabelle.

Abschließend betonte er, dass beim FCM "nicht mehr gemacht wird, als unbedingt notwendig." Laut ihm lege das Problem "in den Prioritäten des Vereins und bei den Verantwortlichen auf anderen Ebenen."

Mit dem Verein habe er bereits in Kontakt gestanden, so Reinisch, um über die festgestellten Mängel zu sprechen. Das Ergebnis daraus ist offen. Der FCM hat eine Anfrage von „Magdeburg Blau-Weiß“ zu den Vorwürfen bislang unbeantwortet gelassen.