SERIE: 60 JAHRE FCM (TEIL 6) 1979: FCM verteidigt FDGB-Pokal - Siegtorschütze Seguin mit blauem Veilchen
Sprach man in der DDR vom FDGB-Pokal meinte man den FCM. 1979 wiederholten die Magdeburger zum zweiten Mal ihren Vorjahreserfolg, bezwangen den BFC Dynamo. Siegtorschütze Wolfgang "Paule“ Seguin verbindet damit heute noch schmerzhafte Erinnerungen.

Magdeburg – In diesem Jahr, am 22. Dezember, begeht der 1. FC Magdeburg seinen 60. Geburtstag. In den sechs Jahrzehnten feierte der Club große Erfolge, erlitt aber auch manchen Rückschlag. "Magdeburg Blau-Weiß“ beleuchtet die Geschichte in Geschichten. Heute: der 28. April 1979.
An jenem April-Samstag stieg im Berliner Stadion der Weltjugend das 28. Finale um den FDGB-Pokal, den Landespokal der DDR. Zum sechsten Mal stand der FCM im Endspiel. Im Jahr zuvor setzten sich die Magdeburger an gleicher Stelle gegen Dynamo Dresden mit 1:0 durch. Ein früher Kopfballtreffer von Kapitän Manfred Zapf brachte da die Entscheidung.
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Nun wollten die Magdeburger den Vorjahreserfolg wiederholen. Das gelang dem FCM-Vorgänger SC Aufbau Magdeburg 24 Jahre zuvor schon einmal, als am 8. Mai 1965 ebenfalls in Berlin, allerdings im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark, der SC Motor Jena mit 2:1 bezwungen werden konnte. Ein Jahr davor setzten sich die Grün-Roten in Dessau mit 3:2 gegen den SC Leipzig durch.
FCM vermasselt BFC trotz "Heimspielvorteil“ das Double
Nun wollte die Elf von Trainer Klaus Urbanczyk im Stadion der Weltjugend, das seit 1975 ständiger Austragungsort des Endspiels war, zum zweiten Mal ihren Vorjahreserfolg wiederholen.
Gegner war der BFC Dynamo, der gerade in überragender Manier seinen ersten von zehn DDR-Meistertiteln geholt hatte und dabei die neue Rekordmarke von 46:6 Punkten aufstellte, zudem saisonübergreifend in 28 Punktspielen ungezwungen blieb. Selbstredend wollten die Berliner im "Heimspiel“ nun das Doppel von Meisterschaft und Pokalsieg.

Doch die Elbestädter, die erstmals seit 1971 im Oberliga-Abschlussklassement nicht unter den ersten drei einkamen, hatten etwas dagegen, brachten den späteren Rekordmeister vor 50.000 Zuschauern mehrfach in Bedrängnis.
So scheiterten Jürgen Sparwasser, der am Saisonende gemeinsam mit Manfred Zapf seine Karriere beendete, Joachim Streich und Wolfgang Steinbach mehrfach an BFC-Keeper Bodo Rudwaleit.

Da auch die "Gastgeber" sich immer wieder die Zähne ausbissen, hieß es nach 90 zähen Minuten noch immer 0:0. So musste zum achten Mal in der Geschichte der Pokalendspiele die Entscheidung in der Verlängerung fallen.
FCM-Geschichte: K.o. für Siegtorschütze Seguin
Das Tor des Tages fiel in der 101. Minute, als Routinier Wolfgang "Paule“ Seguin eine Sparwasser-Ecke zum umjubelten 1:0-Siegtreffer einköpfte.

Der damals 33-jährige Routinier, der bereits 1965 sein erstes Pokalfinale für den FCM bestritt, erinnert sich noch heute an seinen schmerzhaften Zusammenprall mit BFC-Keeper Rudwaleit in dieser Szene.
Seguin damals: "Bodo erwischte mich bei seinem Rettungsversuch mit der Faust voll am Kopf, so dass ich erstmal benommen liegenblieb und lange behandelt werden musste. Das war natürlich keine Absicht vom BFC-Torwart, trotzdem dachte ich im ersten Moment, ich werde blind. Zum Glück war es nur ein blaues Pfeilchen.“
So blieb dem FCM-Rekordspieler (403 Meisterschaftsspiele/69 Pokalspiele/57 EC-Partien), der im September seinen 80. Geburtstag feiern kann, vor allem sein Siegtreffer zum sechsten Pokaltriumph der Magdeburger in bleibender Erinnerung.