SERIE: 60 JAHRE FCM (TEIL 4) Das wilde Jahr 1966: Club-Gründung, Farbwechsel, Abstieg und freie Bahn für Heinz Krügel
Die Saison 1965/66 bot dem 1. FC Magdeburg in vielerlei Hinsicht ein Wechselbad der Gefühle. Nicht nur die Farben änderten sich beim Club.

Magdeburg/DUR – In diesem Jahr, am 22. Dezember, begeht der 1. FC Magdeburg seinen 60. Geburtstag. In den sechs Jahrzehnten feierte der Club große Erfolge, erlitt aber auch manchen Rückschlag. "Magdeburg Blau-Weiß" beleuchtet die Geschichte in Geschichten. Heute: der 12. März 1966.
Der gerade erst gegründete FCM steckte in der Saison 1965/66, fünf Jahre nachdem der Oberligaaufstieg gelang, tief im Abstiegskampf.
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Obwohl den Elbestädtern im Frühjahr 1965 als SC Aufbau Magdeburg noch in grün und rot spielend als erster Mannschaft die erfolgreiche Titelverteidigung im FDGB-Pokalwettbewerb gelang, blieb man eine Saison darauf in der obersten Spielklasse weit unter seinen Möglichkeiten. Der glücklose Trainer Ernst „Anti“ Kümmel, seit Juli 1962 im Amt, wurde in der Winterpause durch Günter Weitkuhn ersetzt.
1. FC Magdeburg 1965/66: Torflaute in Grün-Rot und Blau-Weiß
Vor allem in der Offensive klemmte die Säge. Am Ende nur 19 Tore in 26 Punktspielen waren zu wenig. Allein in 14 Partien blieben die Elbestädter ohne eigenen Treffer. Nationalmannschafts-Linksaußen Hermann „Männe“ Stöcker gelang nur ein Saison-Tor. Auch die Ausbeute von Mittelstürmer Achim Walter (3) und Kapitän Günter „Mücke“ Hirschmann (1) war mehr als bescheiden.
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Da konnte auch Jürgen Sparwasser, 1965 mit der DDR Sieger des Uefa-Juniorenturniers, nicht viel ausrichten. Am 26. Februar 1966 gab der damals 17-Jährige beim 1:0 in Rostock sein Oberligadebüt. In sechs Saisonspielen gelangen „Spari“ immerhin zwei Treffer.
Zum Vergleich: Toptorjäger Henning Frenzel (Lok Leipzig) kam in jener Saison auf 22 Tore. Der spätere Abwehrchef und langjährige Kapitän Manfred Zapf, damals 19, bestritt alle 26 Punktspiele der Saison, musste am Ende aber auch in den sauren Abstiegsapfel beißen.
1. FC Magdeburg mit Talfahrt ab März 1966
Am 12. März 1966 begann mit dem 1:2 bei Rot-Weiß Erfurt eine beispiellose Talfahrt, die am Saisonende punktgleich mit den Thüringern (je 19:33 Zähler) auf dem letzten Platz und im Abstieg enden sollte.
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Die 1:0-Pausenführung der Erfurter durch Hans-Günter Schröder konnte Jürgen Sparwasser fünf Minuten nach der Halbzeitpause vor 5.000 Zuschauern im Dimitroffstadion noch ausgleichen. Doch dann zeigte Schiedsrichter Rudi Glöckner in der 66. Minute auf den Elfmeterpunkt. Manfred Gratz überwand FCM-Keeper Hans-Georg Moldenhauer zum 2:1-Siegtreffer.
Danach blieben die Magdeburger in weiteren sieben Spielen (fünf Niederlagen/zwei Remis) am Stück sieglos. Das 3:1 im abschließenden Saisonspiel gegen Lok Stendal rettete die Blau-Weißen auch nicht mehr.
FCM 1966: Abstieg und furioser Auftritt im Europapokal
Der Abstieg als Tabellenletzter gemeinsam mit den Erfurtern stand nach der damals geltenden Zwei-Punkte-Regel bereits vorher fest. Die Stendaler übrigens blieben als Tabellenzwölfter mit 22:30 Punkten noch ein weiteres Jahr im Oberhaus.
Fast schon tragisch-komisch: Nur vier Tage nach der schicksalshaften Niederlage in Erfurt stand der FCM am 16. März im Europapokal der Pokalsieger vor einer Sensation. Gegen Titelverteidiger West Ham United, in dessen Reihen mit Bobby Moore, Geoffrey Hurst und Martin Peters drei Akteure standen, die vier Monate später mit England Weltmeister werden sollten, glich Achim Walter vor 35.000 Zuschauern im Grubestadion die 0:1-Hinspielniederlage aus, ehe John Sissons nur eine Minute später die Londoner ins Halbfinale schoss.
So blieb am Saisonende nur große Traurigkeit bei den Blau-Weißen, denen aber im Sommer 1966 Neu-Trainer Heinz Krügel neues Leben einhauchen sollte, was ein Jahr später in der Oberliga-Rückkehr endete.