Tränen, Siege, Sensationen Die 13 denkwürdigsten DFB-Pokal-Partien des 1. FC Magdeburg
Der FCM hat im DFB-Pokal schon für die eine oder andere Überraschung gesorgt. Bundesligisten scheiterten in Magdeburg oder siegte nur mit viel Glück. Ein Rückblick in 13 Akten.
Magdeburg – Der 1. FC Magdeburg hat im DFB-Pokal schon so manche Schlacht geschlagen – nicht immer mit Erfolg, aber oft mit viel Spannung und Dramatik.
Der 1:0-Sieg des 1. FC Magdeburg am 28. November 2000 gegen Rekordmeister FC Bayern München ist legendär und Jahr für Jahr Teil der deutschlandweiten Berichterstattung über den DFB-Pokal. Dem damaligen Oberligisten gelang eine der größten Sensationen des Wettbewerbs, was für reichlich Aufsehen sorgte.
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Doch ist die Liste der FCM-Überraschungen im Pokal deutlich länger als dieses eine Spiel gegen den FC Bayern. Wir haben die zwölf denkwürdigsten Partien – sieben Siege und fünf Niederlagen – zusammengestellt.
24. August 1993 (2. Runde): 1. FC Magdeburg - Wuppertaler SV 8:7 n.E.
Gleich die erste DFB-Pokal-Partie überhaupt für den FCM geriet unter Trainer Jürgen Pommerenke historisch. Der Zweitligist aus NRW, besetzt mit prominenten Namen wie Michael Tönnies und Marcus Feinbier, wurde dramatisch besiegt.
Bis zur 86. Minute lag Magdeburg noch 0:2 hinten, dann glichen Dirk Grempler und Thorsten Kohn noch aus. Auch in der Verlängerung kam Magdeburg durch das 3:3 von Reinhard Rother noch einmal zurück und siegte am Ende im Elfmeterschießen.
FCM-Elf: Pietruska - Domine (38. Reinke), Pohlmann, Grempler, Stahmann (46. Baumann), Westendorf, Siersleben, Kohn, Mackel, Daniec, Rother
27. August 2000 (1. Runde): 1. FC Magdeburg - 1. FC Köln 5:2
Die DFB-Pokal-Saison 2000/01 unter Trainer Eberhard Vogel sollte für den FCM speziell werden. In Runde eins warf der Oberligist den Bundesliga-Klub 1. FC Köln aus dem Wettbewerb. Gäste-Trainer Ewald Lienen hatte seine Stars wie Dirk Lottner, Matthias Scherz oder Markus Pröll allesamt aufgestellt, aber es half nichts: Vlado Papic traf doppelt, dazu noch Armando Zani, Dirk Hannemann und Adolphus Ofodile.
FCM-Elf: Lücke - Rozgonyi, Schmidt, Franz - Zani (77. Lücke), Holz, Maslej, Golombek, Hannemann - Mydlo (67. Quadri), Papic (60. Ofodile)
1. November 2000 (2. Runde): 1. FC Magdeburg - FC Bayern München 5:3 n.E.
Nach den Kölner biss sich auch der Rekordmeister die Zähne am FCM aus. Vor 26.000 Zuschauern im Ernst-Grube-Stadion blamierte sich der FCB um Trainer Ottmar Hitzfeld und Stars wie Carsten Jancker, Paulo Sergio, Thomas Strunz, Giovane Elber und Oliver Kahn bis auf die Knochen.
1:1 stand es nach 90 und 120 Minuten (Ofodile hatte den FCM in Führung gebracht, Hasan Salihamidzic ausgeglichen), die Entscheidung fiel vom Elfmeterpunkt. Jens Jeremies und Elber verschossen für den Favoriten, beim FCM trafen alle vier Schützen - die Sensation war perfekt!
FCM-Elf: Dreszer - Rozgonyi, Schmidt, Koc - Lücke (85. Ivanovic), Holz, Zani, Glomobek, Hannemann - Mydlo, Ofodile (71. Scholze)
28. November 2000 (Achtelfinale): 1. FC Magdeburg - Karlsruher SC 5:3 n.V.
Der Sieg gegen die Bayern war noch nicht das letzte Highlight der furiosen Magdeburger Pokalsaison. Auch der Regionalligist KSC um Trainer Stefan Kuntz wurde besiegt, wieder ging es dramatisch zu. Dirk Hannemann gleich in der Schlussminute zum 3:3 aus, drei Mal lag Magdeburg hinten.
In der Verlängerung drehten Ronny Scholze und David Mydlo die Partie dann endgültig und sorgen für Begeisterung bei den FCM-Fans unter den 8629 Zuschauern.
FCM-Elf: Dreszer - Prest (46. Golombek), Schmidt, Rozgonyi - Zani, Holz, Maslej, Zentrich (61. Scholze), Hannemann - Ivanovic (75. Quadri), Mydlo
20. Dezember 2000 (Viertelfinale): 1. FC Magdeburg - FC Schalke 04 0:1
Erst kurz vor Weihnachten wurde das Pokal-Märchen des FCM beendet. Ganz knapp, beim späteren Titelgewinner FC Schalke. Jörg Böhme verwandelte einen Elfmeter zum Sieg für das Star-Ensemble von Trainer Huub Stevens.
Die 26.700 Zuschauer sahen eine kampfstarke FCM-Mannschaft, die den Schalkern um Emile Mpenza, Ebbe Sand, Andreas Möller oder Gerald Asamoah bis zum Schluss alles abverlangte. FCM-Verteidiger Marcel Rozgonyi hinterließ einen derart bleibenden Eindruck, dass die Schalker ihn nach der Saison gleich verpflichteten.
FCM-Elf: Dreszer - Rozgonyi, Schmidt, Franz - Zani (66. Scholze), Holz, Maslej, Zentrich (78. Quadri), Hannemann - Ivanovic (22. Papic), Mydlo
17. August 2014 (1. Runde): 1. FC Magdeburg - FC Augsburg 1:0
Der Bundesligist aus Bayern kam als klarer Favorit mit Spielern wie Marvin Hitz, Dominik Kohr oder Hamit Altintop, erlebte in der MDCC-Arena vor 17.854 Zuschauern aber sein blaues Wunder. Der FCM unter Trainer Jens Härtel verteidigte aufopferungsvoll und kam durch Christian Beck zum Siegtor.
FCM-Elf: Tischer - Hammann, Schiller, Handke, Lange (82. Butzen) - Puttkammer, Brandt, Sowislo, Schlosser - Steinborn (63. Fuchs), Beck (73. Hebisch)
29. Oktober 2014 (2. Runde): 1. FC Magdeburg - Bayer Leverkusen 6:7 n.E.
Nach dem FCA zog der FCM in Runde zwei erneut ein großes Los. Die "Werkself" von Trainer Roger Schmidt brachte Stars wie Stefan Kießling, Heun-Min Son, Hakan Calhanoglu und Bernd Leno mit in die ausverkaufte MDCC-Arena.
Magdeburg zeigte einen großen Kampf, glich durch Christoph Siefkes (28.) den frühen Rückstand aus und ging in der Verlängerung durch Niklas Brandt (111.) sogar in Führung, konnte diese trotz Überzahl – Son hatte Rot gesehen – nicht über die Zeit bringen.
Im Elfmeterschießen vergaben zwei Leverkusener, aber leider auch Magdeburgs Nicolas Hebisch, Niklas Brand und Lars Fuchs. Aus war der Traum von der Sensation.
FCM-Elf: Glinker - Butzen, Schiller, Puttkammer, Bankert, Hammann - Siefkes, Brandt, Sowislo, Schlosser (61. Steinborn) - Beck (60. Fuchs)
21. August 2016 (1. Runde): 1. FC Magdeburg - Eintracht Frankfurt 4:5 n.E.
Ein weiterer Bundesligist, der in der MDCC-Arena wankte, aber nicht fiel, war 2016 die Eintracht. Vor 24.606 Zuschauern lieferte der FCM dem Team von Trainer Nico Kovac einen großen Kampf und rettet sich durch ein spätes Tor von Nico Hammann (86.) in die Verlängerung.
Am Ende war dann Jan Löhmannsröben die tragische Figur, er verschoss den letzten Elfmeter, nachdem zuvor bereits Gerrit Müller und Steffen Puttkammer – ebenso wie zwei Frankfurter – nicht getroffen hatten.
FCM-Elf: Zingerle - Butzen, Hanke, Puttkammer, Sprenger, Hammann - Farrona Pulido (90. Chahed), Löhmannsröben, Brandt (77. Müller), Schwede (103. Exslager) - Beck
13. August 2017 (1. Runde): 1. FC Magdeburg – FC Augsburg 2:0
Die bis heute letzte Überraschung gelang dem FCM als Drittligist unter Trainer Härtel. Vor 21.641 Zuschauern in der MDCC-Arena wurde Bundesligist FC Augsburg besiegt. Christian Beck (87.) und Tobias Schwede (90.) trafen spät für Magdeburg und blamierte die Augsburger von Trainer Manuel Baum kräftig.
FCM-Elf: Seidel - Butzen, Handke, Schiller, Hammann, Niemeyer - Sowislo (78. Erdmann), Rother - Türpitz (85. Lohkemper), Schwede - Beck (90. Düker)
10. August 2019 (1. Runde): 1. FC Magdeburg - SC Freiburg 0:1 n.V.
Nur knapp verpasste der FCM einen weiteren Sieg gegen einen Bundesligisten. Unter Trainer Stefan Krämer hielt der Zweitligist lange mit und erzwang ein torloses Remis nach 90 Minuten. Erst in der Verlängerung traf Luca Waldschmidt für den favorisierten SC, worauf Magdeburg keine passende Antwort mehr fand.
FCM-Elf: Behrens - Ernst, Gjasula, Müller, Perthel (106. Costly) - Jacobsen, Laprevotte (70. Rother) - Bertram, Kvesic (106. Roczen), Osei Kwadwo (74. Chahed) - Beck
1. November 2023 (2. Runde): Holstein Kiel - 1. FC Magdeburg 6:7 n.E.
Das Duell der beiden Zweitligisten hatte alles, was eine Partie braucht: Eine frühe 2:0-Führung des starken FCM, ein Comeback durch zwei Eigentore für Kiel, ein für Magdeburg bitterer Ausgleich in der Nachspielzeit der Verlängerung zum 3:3 und ein packendes Elfmeterschießen. Da parierte Keeper Dominik Reimann gegen Tom Rothe und Ahmet Arslan schoss den FCM dann doch noch ins Achtelfinale.
FCM-Elf: Reimann - Bockhorn, Piccini (87. Condé), Heber, Bell Bell - Elfadli, Krempicki (64. Hoti), Gnaka - Ceka (64. Ito), Atik (96. Arslan), Schuler (87. Amaechi)
5. Dezember 2023 (Achtelfinale): 1. FC Magdeburg — Fortuna Düsseldorf 1:2
Fünf Minuten fehlten dem FCM zum historischen Einzug ins Viertelfinale nach 23 Jahren. Lange führte der Club im Zweitliga-Duell, doch dann riss der kurz zuvor eingewechselte Jona Niemiec mit seinen späten Toren (87. und 90.+2) für Schockstarre vor 20.090 Zuschauern in der eisigen MDCC-Arena. Denkbar bitter und dramatisch platzte Magdeburgs Pokaltraum in der Nachspielzeit.
FCM-Elf: Reimann - Piccini, Elfadli, Heber - Bockhorn, Gnaka, Conde (81. Hoti), Bell Bell - Amaechi (62. Ito), Castaignos (62. Nollenberger), Atik (81. Arslan)
19. August 2024 (1. Runde): Kickers Offenbach - 1. FC Magdeburg 2:1
Es war die wohl größte Pokalblamage in der Nachwende-Geschichte des FCM. Beim Regionalligisten flog der Zweitligist schon in Runde eins raus, weil in der Abwehr gepatzt und noch vorne zu statisch gespielt wurde. Einmal konnte Magdeburg durch Martijn Kaars den Rückstand noch ausgleichen, auf das zweite Offenbacher Tor fand die ratlose Titz-Elf dann keine Antwort mehr.
FCM-Elf: Reimann - Hugonet (46. Müller), Mathisen, Heber - El Hankouri (46. Nollenberger), El-Zein, Gnaka (83. Marusic), Musonda - Teixeira (46. Ito), Kaars, Burcu (76. Krempicki)