Ausgerechnet der Ex-Kieler FCM-Torwart Dominik Reimann: Der Pokalheld von Magdeburg
Der 1. FC Magdeburg siegt im DFB-Pokalspiel gegen Holstein Kiel. Ausgerechnet ein Ex-Kieler ist es, der zum FCM-Pokalhelden wird.
Magdeburg - Es ist eine Fußballgeschichte, wie sie im Buche steht: Schuss für Schuss bekommt Dominik Reimann von den Kieler Spielern auf seinen Kasten. Mal zieht der FCM-Torwart blitzschnell den Arm hoch, mal fährt er das Bein aus und hält seine Farben gegen den Ex-Verein im Spiel – bis zum Sieg.
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Es ist der 1. November 2023, die 2. Runde des DFB-Pokalspiels des 1. FC Magdeburg bei Holstein Kiel. Der Club muss ins Elfmeterschießen. So wie vor 23 Jahren, auf den Tag genau, als der FCM den überlebensgroßen FC Bayern München vom Elfmeterpunkt herausforderte.
Was einst gegen die Bayern glückte, sollte sich gegen Holstein Kiel wiederholen, der FCM siegt im Elfmeterschießen mit 7:6. Im Mittelpunkt: Dominik Reimann.
FCM-Torwart Reimann auf den Spuren von Miroslav Dreszer
Drei Jahre alt war Reimann beim historischen FCM-Sieg gegen die Bayern. Fast ein Vierteljahrhundert später machte „Dome“ es dem damaligen FCM-Helden Miroslav Dreszer nach, hielt den Ball des Kieler Elfmeterschützen fest. Am Ende sorgten Reimanns Kollegen endgültig für den Sieg.
Das Pokalspiel des FCM gegen Holstein Kiel, es sollte die große Show von Dominik Reimann werden. Neun gehaltene Bälle standen am Ende für ihn zu Buche. Überragende sechs davon wurden innerhalb seines Strafraums geschossen und von ihm pariert. Drei weitere Bälle pflückte er aus der Luft, dazu der gehaltene Elfmeter, der von Tom Rothe zwar schwach geschossen war, aber auch erst mal gehalten werden will.
Reimann, der Kieler Schrecken. Ausgerechnet. Der in Münster geborene 26-Jährige kam 2018 über Borussia Dortmund zu Holstein Kiel, wo er sich als junger Bursche hinter Stammtorwart Kenneth Kronholm und später Ioannis Gelios anstellen musste. In drei Jahren bei den „Störchen“ durfte der Blondschopf magere 16 Mal zwischen die Pfosten, kassierte dabei 24 Gegentreffer.
Im Sommer 2021 holten FCM-Sportdirektor Otmar Schork und Neu-Trainer Christian Titz den glücklosen Reimann nach Magdeburg, wo er schnell Stammtorwart wurde. Wie ein Theaterregisseur, der dem Hauptdarsteller die Rolle auf den Leib schreibt, schneiderte Titz seine Interpretation des Torwartspiels auf Reimann zu: der Keeper als elfter Feldspieler, weit vorm Tor stehend und maßgeblich am Spielaufbau beteiligt.
Dafür braucht es Geschick am Ball. Eine Eigenschaft, die Reimann zweifelsfrei beherrscht und die dafür sorgt, dass das unorthodoxe Torwartspiel weit über die Grenzen der Magdeburger Stadtmauer hinaus bekannt wird. Nicht zuletzt bei Sky-Experte Torsten Mattuschka, der Reimann in seine Top-Elf der 2. Bundesliga wählte.
Nach anhaltender Kritik gegen Reimann: Leistung mit Symbolwirkung
Seine Kritiker dürften nach dem Pokalspiel wohl erst einmal verstummen. Das riskante Spiel, so weit vorm eigenen Kasten, die fehlenden Zentimeter in der Körpergröße (für einen Torwart misst Reimann überschaubare 1,86 Meter) und das Schwächeln im eigenen Fünfmeterraum bei hohen Bällen, wurden Reimann immer wieder angekreidet.
Zuletzt folgte die FCM-Verpflichtung des international erfahrenen Torwarts Julian Pollersbeck – es gibt Stimmen, die Reimann auf der Bank sehen wollen.
Gegen Kiel wurde dieser nun zum FCM-Helden, er erhielt nach dem Spiel die Auszeichnung zum „Man of the Match“. Mit einer „Magdeburg Blau-Weiß“-Durchschnittsnote von 2,8 nach elf Spielen in dieser Saison gehört er zu den absoluten Leistungsträgern der Mannschaft.
Dominik Reimann als Bindeglied beim FCM
Der Münsteraner ist das erste Glied in der Kette beim FCM, angefangen bei ihm selbst, über Daniel Heber, Daniel Elfadli und nach vorne zu Baris Atik. Reimann der Lautsprecher, der seinen Unmut offen äußert, wenn es Not tut.
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Wie beim 3:3-Gegentreffer der Kieler in der letzten Sekunde, als der Keeper nach dem Kieler Ausgleich wütend mit beiden Händen auf den Rasen trommelt. „Wenn man sich vor Augen hält, was für Tore wir bekommen haben – die ersten beiden waren Eigentore, das dritte war auch geschenkt, deswegen habe ich mich auch so geärgert“, sagte er bei „Sky“.
Der FCM-Torwart, er wirkt selbst nach Siegen nie so ganz zufrieden. Ein Grund könnten die häufigen Gegentore sein, an denen er selber meist wenig Schuld trägt. Doch genau diese Unzufriedenheit ist es, die einen Spieler zur Höchstleistung treiben kann. Und am Ende zum Pokal-Helden werden lässt.