Porträt FCM-Neuzugang Pierre Nadjombe: So tickt das Top-Talent aus Köln
Im Sommer schließt sich Pierre Nadjombe dem 1. FC Magdeburg an. Der Journalist Daniel Mertens verfolgt den Spieler seit Jahren und weiß ganz genau um die Stärken und Schwächen des Ex-Kölners.
Magdeburg/DUR – Pierre Nadjombe war der erste Sommerneuzugang beim 1. FC Magdeburg in dieser Transferperiode. Viele Gerüchte umschwirren seinen Wechsel vom 1. FC Köln II zum Club an der Elbe.
Wer ist das junge Talent vom Rhein, das eigentlich schon im Winter für eine Ablöse hätte kommen sollen, nun aber im Sommer für lau nach Magdeburg wechselt? Und was kann der gebürtige Kölner sportlich?
FCM: Das ist Pierre Nadjombe
Pierre Nadjombe kam 2003 in der Rheinmetropole Köln zur Welt und begann seine Karriere in der Heimatstadt erst bei Viktoria Köln und später beim großen Vereins-Bruder, dem 1. FC Köln. Dort durchlief er die Jugendabteilungen bis hin zum Regionallisten FC Köln II. Beim „Effzeh“ erlebte ihn Daniel Mertens auch das erste Mal.
Mertens ist freier Journalist und arbeitet für den Kölner Stadtanzeiger und für das Online-Portal „Geissblock“. Der Reporter begleitet den Jugendbereich des FC Köln seit 2013 - und damit auch den Neu-Magdeburger Nadjombe. Und das sogar seit dessen ersten Tag beim FC Köln.
„Für den FC ist der Weggang ein ganz großer Verlust."
Daniel Mertens, Journalist, über Pierre Nadjombes Wechsel
„Pierre ist in seinen acht Jahren am Geißbockheim ein FC-Urgestein geworden“, sagt der Journalist. „Leistungsmäßig hätte er sich Spielzeit auch in der Rückrunde verdient", so Mertens weiter. Diese erhielt der 21-jährige Rechtsaußen bei seinem Verein aber nicht. Der Grund: sein Wechsel.
Wechsel-Wirrwarr zwischen Köln und Magdeburg
Nachdem festgestanden hatte, dass Nadjombe die Kölner Zweitmannschaft verlassen wird, wurde er dort kurzerhand aussortiert. Spielte er in der Hinrunde beinahe jede Minute durch, war er in der zweiten Saison-Hälfte in keiner einzigen Partie mehr im Kader.
Mertens weiß, warum: „Die Philosophie beim FC Köln war es zuletzt, dass jene Spieler ihre Stammplätze verlieren, die ihren Abschied verkündet hatten.“
Pierre Nadjombe durfte nicht mehr ran. Für Mertens ist klar: "Pierre war definitiv ein Faktor, den man in der Rückrunde schmerzhaft vermisst hat."
Der Journalist unterstreicht: „Er war nicht nur Stammspieler, sondern auch Leistungsträger. Justin Diehl war der Hauptfaktor des Aufschwungs in der Hinrunde, aber Pierre hatte hinten rechts als sehr starker Außenverteidiger durchaus auch seinen Anteil.“ Am Ende half er maßgeblich mit, dass Köln II einen guten sechsten Tabellenplatz erreichte.
Wie kann ein Verein auf einen seiner besten Spieler verzichten, einen Leistungsträger? „Bei Pierre und dem 1. FC Köln ist der Streit rund um den Wechsel nach Magdeburg offensichtlich komplett eskaliert“, hält Mertens fest. „Der FC hätte im Winter eigentlich noch eine kleine Ablösesumme kassieren können - und Pierre hätte nicht auf ein halbes Jahr Spielpraxis verzichten müssen."
Aus der von den Kölnern erzwungenen Spielsperre für Nadjombe geht niemand als Gewinner heraus. Nadjombe fehlt es nun an Praxis und der 1. FCM muss den Spieler deswegen quasi erst hochpäppeln. Was genau hinter den Kulissen passiert ist, wissen außerhalb der Stadionmauern nur die wenigsten.
Neu-Magdeburger Nadjombe: Stärken und Schwächen
Was man weiß, sind die Stärken und Schwächen des neuen Magdeburger Außenverteidigers. Erst recht Daniel Mertens, der die Spiele von Pierre Nadjombe seit Jahren verfolgt: "Pierres Stärke ist nicht allein die Defensiv-Arbeit, sondern auch das Offensiv-Spiel. Er marschiert die Außenbahn rauf und runter und taucht auch gerne mal am gegnerischen Sechzehner auf.“
Eine Eigenschaft, die ideal zum Spielsystem von FCM-Cheftrainer Christian Titz passt. Was Titz auch gefallen wird: Nadjombe erzielte in 48 Regionalligaspielen für den FC Köln II drei Tore und legte sechs Treffer auf.
Tore erzielen, das kann Nadjombe auch frisch eingewechselt. Mertens: "Gegen Wattenscheid erzielte er in der vorvergangenen Saison nach Einwechslung das Siegtor, ähnlich gegen Bocholt, wo er das Joker-Siegtor geschossen hat."
Der gelernte Rechtsverteidiger kann dabei auch problemlos auf der linken Seite aushelfen. Und das laut Mertens „ohne erkennbaren Leistungsverlust“.
Mertens: "Er zieht auch mal gerne ab, dann am liebsten vom Sechzehner-Eck. Aber Pierre ist nicht derjenige, der bei jeder Möglichkeit drauffackelt. Er legt lieber rund um den Strafraum ab. Seine Flanken sind nicht nachhaltig in Erinnerung geblieben. Er schlägt sie nicht reihenweise Richtung Strafraum."
In der Defensive sei er laut Mertens ein sehr solider Spieler, hatte dort „keine großen Aussetzer oder Defizite“. Am auffälligsten sei der Jungspieler vor allem ab der Mittellinie gewesen.
Lesen Sie auch: War's das für Dzogovic? FCM-Neuzugang Nadjombe: Konkurrenz für Eigengewächs
Auf dem Papier ist für Nadjombe beim 1. FC Magdeburg also alles angerichtet. Wirklich alles? Nicht ganz. Die Außen sind beim Club bereits belegt. Herbert Bockhorn unterschrieb jüngst beim FCM und wird auch in der Zukunft Stammspieler auf Rechtsaußen sein, der Nadjombe-Position.
Dahinter lauert zudem Nationalspieler und FCM-Eigengewächs Eldin Dzogovic. Und für die andere Feldseite lockten die Magdeburger jüngst Sambias Nationalelfkapitän Lubambo Musonda an die Elbe, der dort wohl nach dem Bell Bell-Abgang gesetzt sein wird.
Keine einfache Situation. Doch Christian Titz gilt als guter Förderer für junge Spieler, wie Nadjombe noch einer ist. Ein Versprechen für die Zukunft also.
Nadjombes Wechsel vorhersehbar
Und die Kölner? Trauern sie ihrem Top-Talent hinterher? Journalist Mertens betont: „Für den FC ist der Weggang ein ganz großer Verlust, erst recht in Zeiten der Transfersperre. Für die 3. und auch die 2. Liga hat er auf jeden Fall das Potenzial."
Aber, so macht der Köln-Kenner klar: "Ob es in der Bundesliga gereicht hätte, lässt sich nur schwer abschätzen. Ärgerlich ist sein Abgang für den 1. FC Köln trotzdem.“
Generell gilt: Nadjombe hätte wohl keine Zukunft beim 1. FC Köln mehr gehabt. Das liegt laut Mertens vor allem an der vereinsinternen Politik: „Pierre hat vermutlich gesehen, dass er kurzfristig keine Chance hat, beim FC ganz oben mitzuspielen. Zumal es bei den Kölnern traditionell keine U23, sondern eine U21 gibt und er sich nach Vollendung seines 21. Lebensjahres ohnehin hätte umorientieren müssen.“
Hinter Nadjombe liegen turbulente Wochen. Wie der Wechsel-Wirrwarr gedeutet werden kann? In viele Richtungen. Wer Schuld daran trägt, bleibt wohl vorerst ein Geheimnis. Es ist nur zu hoffen, dass das Jungtalent beim 1. FCM in Ruhe arbeiten und sich dort entfalten kann.