Martin Geisthardt gibt Einblicke Heiraten im Stadion, Bauprojekte, Bundesliga: Das plant der FCM-Geschäftsführer
Nach sechs Monaten im Amt hat Martin Geisthardt sein erstes großes Interview gegeben. Mit neuer Vermarktung möchte der Geschäftsführer den 1. FC Magdeburg voranbringen – bestenfalls bis in die Bundesliga.
Magdeburg/DUR - Seit dem 1. März bekleidet Martin Geisthardt das Amt des kaufmännischen Geschäftsführers beim 1. FC Magdeburg. Er ist ein Kind der Region, stammt aus Haldensleben und war in der Saison 2008/09 als Torwart für die zweite Mannschaft des FCM aktiv.
Nach seinem dreijährigen Engagement als Marketingleiter beim FC St. Pauli sei laut eigener Aussage er nun sehr glücklich darüber, zurück in seiner Heimat zu sein und für den FCM arbeiten zu dürfen. Von seinen Aufgaben, aktuellen Schwerpunkten und seinen Ambitionen erzählt er im vereinseigenen Podcast.
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In seiner Funktion verantwortet Geisthardt einen breit gefächerten Aufgabenbereich: von der Organisation der Geschäftsstelle über Marketing, Merchandise und Ticketing bis zu Nachhaltigkeit. Um diese vielfältigen Sparten angemessen zu bearbeiten, wurde die Geschäftsstelle in seinen ersten Monaten personell aufgestockt.
Geisthardt vertraut auf konstante TV-Einnahmen
Neben einer offenen und transparenten Kommunikation lege der 36-Jährige viel Wert auf effiziente Prozesse, sagte er im Podcast. Diese wolle er mithilfe von Datenanalyse unter die Lupe nehmen: “Wir müssen sehr genau analysieren: Was hat uns weitergebracht, welche Maßnahmen waren erfolgreich und haben gefruchtet und welche nicht”, erklärte Geisthardt.
Ein großes Themenfeld in seiner Tätigkeit liege in der Finanzierung des FCM, sowohl des eingetragenen Vereins, als auch der Spielbetriebs-GmbH. Während der Verein sein Geld durch Spenden und Mitgliedsbeiträge sowie die Namensrechte des Nachwuchsleistungszentrums erhalte, so Geisthardt, trage sich der Profibereich vor allem durch TV-Gelder.
Dort herrscht durch den Rechtsstreit zwischen der Deutschen-Fußball-Liga (DFL) und dem Streaming-Dienst DAZN gerade Unklarheit, unter anderem mit welchen Einnahmen der FCM rechnen kann. Geisthardt mache diese Situation aber nicht nervös, so sagt er. Er habe Vertrauen darin, dass die DFL ein gutes Ergebnis erzielt und es keine Einbußen gibt.
Brisante Diskussionen um den neuen Stadionnamen
Ein Drittel der Gesamterlöse stammen aus Sponsoring und Hospitality, wie Geisthardt berichtet. Das größte Faustpfand sei aber die Menge an kleinen und mittleren Geldgebern. Dort kann er auf weit über 800 Partner zählen. “Diese breite Basis gibt uns diese Stabilität", hebt der FCM-Geschäftsführer hervor. "Wir haben kein Risiko, wenn ein großer Sponsor mal umkippt. Das haben andere Vereine”.
Eine weitere Einnahmequelle stellt der Stadionname dar. Seit dem 1. Juli dieses Jahres trägt die Spielstätte des FCM offiziell den Namen “Avnet-Arena”. Im Vorfeld der Neuvergabe der Namensrechte gab es einige Diskussionen, weil die Fans das Stadion gerne nach dem ehemaligen Erfolgstrainer Heinz Krügel benannt hätten.
“Die Fans verstehen total, dass wir ein solch hochwertiges Recht verkaufen müssen, um Geld zu verdienen und dass man sich emotional einen anderen Namen wünschen würde, ist völlig normal”, blickt Geisthardt auf den Konflikt und hebt das Verständnis der Fans für die finanziellen Notwendigkeiten des Clubs hervor.
Avnet-Arena als Veranstaltungsort für fußballfremde Zwecke
Mit dem Stadion hat der Geschäftsführer offenbar ohnehin einiges vor. In den Wochen vor dem Saisonstart wurden die Werbebanden am Dach bereits in Blau-Weiß getaucht. Um das Wohnzimmer der Magdeburger noch stärker in den Vereinsfarben zu gestalten, habe er Gespräche mit den Sponsoren geführt.
Auch die Innenräume bekamen einen neuen Anstrich. “Mein Ziel ist es, dass wir viel mehr Blau-Weiß in dieses Stadion bringen und da haben wir jetzt einen guten Schritt gemacht”, stellt Geisthardt klar.
Zudem soll die Avnet-Arena zukünftig nicht nur für den Fußball genutzt werden. Der FCM hat sich die Rechte für die Vermarktung von Drittveranstaltungen gesichert. Damit sind sämtliche Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten, Messen, Kongressen oder Firmenfeiern gemeint, die nun im Stadion stattfinden könnten, wie Geisthardt ausführt.
Ein Thema, mit dem der Club in den letzten Wochen in die Öffentlichkeit drängte, ist die Mitgliederkampagne. Die Mitgliederzahl soll deutlich angehoben werden. Einerseits, um den Zusammenhalt zu stärken. Aber auch, um den Verein finanziell besser aufzustellen. “Wir wollen mehr Mitglieder gewinnen, um den Verein und den Nachwuchs insbesondere noch besser unterstützen zu können”, erläutert Geisthardt.
Geisthardt möchte mit FCM in die Bundesliga
Im Hinblick auf den sportlichen Bereich hat er ebenfalls klare Ziele. Er möchte die Zweitligamannschaft Schritt für Schritt voranbringen, um irgendwann mal an der Bundesliga anzuklopfen. Das sei keineswegs unrealistisch, meint Geisthardt. Ähnlich aufgestellte Vereine haben es bereits vorgemacht.
“Ich finde, dass Beispiele wie Fürth, wie Darmstadt, wie jetzt Kiel ein wahnsinnig gutes Beispiel dafür sind, dass auch Standorte, die von der Wirtschaftskraft nicht vergleichbar sind mit Hamburg, Köln oder Berlin, trotzdem diesen Schritt gehen können.” Auch er könne sich vorstellen, dass der FCM diesen Sprung schaffen könnte, “wenn die Sterne mal günstig stehen”.
Funktionsgebäude für FCM-Profis in der Planung
Auf dem Weg dahin muss noch einiges passieren. “Es ist kein Geheimnis, dass sich Spieler für einen Verein entscheiden, wo die Trainingsbedingungen top sind. Da haben wir noch Nachholbedarf.” Im Fokus stehen dabei die Verbesserung der Trainingsplätze und ein Funktionsgebäude für die Profimannschaft sowie den Nachwuchs.
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“Die Pläne sind sehr konkret. Die Frage ist, wie schnell wir das umsetzen können. Das ist ein enges Zusammenspiel mit der Stadt, die Eigner der Flächen ist”, skizziert Geisthardt den Stand der Dinge. Er setze sich dafür ein, dass die Umsetzung so schnell wie möglich geschieht.
Trinkbrunnen im Stadion schwer umsetzbar
Einen Trinkbrunnen im Stadion wird es wohl in naher Zukunft nicht geben. Geisthardt deutete an, dass dies nicht so einfach umsetzbar sei. “Wir müssen schauen, was infrastrukturell möglich ist. Wenn ich auf der grünen Wiese ein neues Stadion baue und solche Themen von Anfang an mitdenke, kann ich sie umsetzen. Wenn ich in eine bestehende Infrastruktur eingreife, ist das sehr schwer möglich und nur mit erhöhten Kosten.”
So bliebe nur die Möglichkeit, mit dem Caterer eine Vereinbarung für günstigeres Wasser im Stadion zu finden. Am Ende sei es ihm besonders wichtig, Entscheidungen vernünftig zu begründen. “Jeder muss die Chance haben, nachvollziehen zu können, warum wir zu dieser Entscheidung gekommen sind.” Diese Transparenz möchte er zukünftig in allen Belangen an den Tag legen.