Aufsichtsrat-Chef über Intel und Sponsoren Eintrittspreise sollen stabil bleiben: Wie der FCM neue Geldquellen sucht
In einem Podcast hat Matthias Niedung Einblicke in die Entwicklungs-Pläne des Clubs gegeben. Gesucht wird ein "Magdeburger Weg" mit klaren Leitlinien.
Magdeburg/DUR – Jahrelang unterstützte er den 1. FC Magdeburg als Fan, nun leitet er die Geschicke bei seinem Herzensverein. Seit zwei Jahren ist Matthias Niedung der Vorsitzende des Aufsichtsrats und hat in seiner Amtszeit schon einiges bewegt.
Aus seinem Gremium kam etwa der Impuls, die Merchandise-Rechte in den Verein zurückzuholen und Fanartikel ab Sommer 2023 in Eigeninitiative zu verkaufen, wie er im neuen FCM-Podcast "Einmal Immer" ausführte. Um den Club wirtschaftlich weiterzuentwickeln, führt er viele Gespräche mit Funktionsträgern anderer Vereine und versucht, sein Netzwerk zu erweitern.
FCM ist Schlusslicht bei Erlösen in der 2. Bundesliga
Der 1. FC Magdeburg befindet sich bekanntlich in einer relativ wirtschaftsschwachen Region. Das wird auch beim Blick auf die Finanzkennzahlen deutlich, die der Aufsichtsrat im Gespräch offenlegt. Diese Zahlen werden jährlich von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) herausgegeben und sind auf deren Homepage öffentlich einsehbar.
Niedung erklärt: "Laut den von der DFL veröffentlichten Zahlen 22/23 sind wir in der zweiten Liga der Verein mit den wenigsten Einnahmen." Der FCM läuft der Konkurrenz auf wirtschaftlicher Ebene hinterher und bewegte sich in der vorletzten Saison auf dem gleichen Level wie der spätere Absteiger Jahn Regensburg. Umso bemerkenswerter, dass der FCM trotzdem zweimal in Folge die Klasse halten konnte.
Um die finanzielle Lage zu verdeutlichen, wählte er die Metapher einer leeren Zitrone, die man immer nochmal auspressen muss, um sich im sportlichen Wettbewerb zu halten. Dazu kommt, dass der Verein nicht immer selbst entscheiden kann, wie er seine begrenzten Mittel einsetzt. "Es ist für uns ein enorm hohes Risiko, wenn wir mit Sachen konfrontiert werden, die von der Liga beschlossen werden und dann umgesetzt werden müssen, zum Beispiel die Torlinientechnik", so Niedung.
FCM muss sich nach unten abgrenzen
Der Aufsichtsrat gibt sich mit diesen Umständen aber keineswegs zufrieden und möchte den Anschluss zum Rest der Liga herstellen: "Wir versuchen, wie ein Hamster irgendwie ins Mittelfeld zu kommen." Gleichzeitig müsse der FCM aber auch in den Rückspiegel schauen, meint Niedung: "In der dritten Liga sind so viele Traditionsvereine, die gerne mit uns tauschen würden. Das heißt, wir müssen versuchen, uns auch nach unten abzugrenzen."
Um sich im Haifischbecken der zweiten Liga zu behaupten, müsse der FCM seinen eigenen Weg finden, den Magdeburger Weg. Dafür möchte er die Fans nicht stärker belasten, die Eintrittspreise sollen stabil bleiben, wie Niedung mehrmals betonte. Auch die regionalen Partner seien bereits an ihrer Schmerzgrenze angelangt. Stattdessen will er neue Partner und Sponsoren finden, die "genauso blau-weißes Blut mitbringen oder denen wir es vermitteln können."
Potenzielle neue Unterstützer sollen vor allem emotional abgeholt werden und sich mit den Werten des Clubs identifizieren. Darum plädiert Niedung dafür, ein Leitbild zu entwerfen und zu definieren, wofür der FCM steht. "Wir sind diejenigen, die aus wenig viel machen, die kreativ sind, die zusammenhalten", führt er einige wichtige Punkte an. Als Vorbilder sieht er den FC St. Pauli und Hertha BSC, die sich eine eigene Identität verschafft haben.
1. FC Magdeburg: So kam Intel-Chefin Pierer in den Aufsichtsrat
Einen überregionalen Partner hat der FCM zum Ende des letzten Jahres mit Intel gewonnen. Der US-amerikanische Chiphersteller, der vor den Toren Magdeburgs eine große Fabrik bauen will, unterstützt Blau-Weiß als Technologiepartner. In diesem Zusammenhang war die Berufung von Intel-Geschäftsführerin Sonja Pierer in den Aufsichtsrat ein Thema in den vergangenen Wochen.
Dabei lief es so, dass der FCM bei Frau Pierer anfragte, wie Niedung klarmachte. Mit ihrer Expertise soll die Reichweite der Wirtschaftspartner erweitert werden. "Uns fehlt die zweite oder dritte Etage an Sponsoren, die überregional sind. Auf der anderen Seite brauchen wir neues Know-How von draußen, was frische Gedanken reinbringt", so Niedung.
Demzufolge ist die Zusammenarbeit mit Intel der erste Baustein für den FCM, um weitere Einnahmequellen zu erschließen. Dabei gibt es für den 41-Jährigen aber klare rote Linien: "Ich versuche zu verhindern, dass wir irgendwann mal in die Abhängigkeit eines Investors kommen." Mit dieser Maßgabe möchte er den Club voranbringen, um auf Dauer in der zweiten Liga mithalten zu können.