FCM Bald ein Nutznießer? Regionalliga-Reform: Ost-Vereine machen Vorschläge und drohen mit Protest
Die Nordost-Regionalligisten wollen die ungerechte Aufstiegsregel kippen – notfalls mit Streiks oder Protesten. Drei Lösungsvorschläge wurden gemacht. Womöglich geht das bald auch den 1. FC Magdeburg etwas an.

Chemnitz/DUR/dpa - Die Clubs der Regionalliga Nordost gehen voran. Mit drei Reformvorschlägen wollen 17 der 18 Vereine eine Veränderung der bestehenden Aufstiegsregelung vorantreiben.
Unter dem Motto "Aufstiegsreform 2025 - #meistermüssenaufsteigen#“ wollen sie dem Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) Handlungsvorschläge für einen Antrag auf dem DFB-Bundestag im September mit an die Hand geben. Nur Viktoria Berlin enthielt sich der Stimme.
"Wir werden nicht locker lassen. Wir werden die Themen weiter forcieren. Wir fühlen uns nicht ernst genommen, deshalb haben wir uns zusammengeschlossen“, sagte Ralph Grillitsch, Präsident des FC Carl Zeiss Jena, bei der Vorstellung der Ideen in Chemnitz.
BFC Dynamo stieg als Regionalliga-Meister nicht auf
Ein aktueller und bekannter Fall eines Regio-Meisters, der nicht aufsteigen durfte, war der BFC Dynamo. 2022 feierte der Berliner Verein die Meisterschaft, entscheidend beteiligt war Ex-FCM-Spieler Christian Beck mit seinen Toren.
In der Relegation scheiterte der damalige Beck-Klub Dynamo gegen den VfB Oldenburg und musste in der vierten Liga bleiben. Beck fand damals deutliche Worte: "Das passiert, wenn Leute entscheiden, die keine Ahnung vom Fußball haben. Die zerstören eine ganze Saison mit zwei solchen Bummsspielen."
Reform: Übergangslösung seit Jahren in Kraft
Seit 2017 gibt es fünf Regionalliga-Staffeln. Eine als Übergangslösung ausgeschriebene Aufstiegsregelung sieht vor, dass die Meister der mitgliederstärksten Verbände Südwest und West direkt aufsteigen, die anderen drei Verbände reihum immer einen Direktaufsteiger haben, die verbliebenen zwei Verbände eine Relegation spielen müssen.
"Wir wollen eine faire Lösung. Wir haben auch von Fans und Unterstützern eine breite Zustimmung erhalten. Es muss sich etwas ändern“, sagte Franz Gerber, Geschäftsführer des FC Rot-Weiß Erfurt.
Lösungsvorschlag 1: Die derzeit fünf Regionalligen werden auf vier - Nord, Ost, Süd, West - reduziert und gleichzeitig auf 20 Teams pro Staffel aufgestockt. Eine ähnliche Einteilung existierte bereits als drittklassige Regionalliga in den 1990er Jahren. Jeder Meister würde aufsteigen, es gäbe 80 statt bislang 90 Regionalliga-Teams in Deutschland.
Lösungsvorschlag 2: Alle fünf Regionalliga-Meister spielen in einer Playoff-Runde gegeneinander. Die vier bestplatzierten Teams steigen auf. Die Einnahmen aus der Fernsehvermarktung werden gleichmäßig unter allen Regionalligisten verteilt, die an der Playoff-Runde teilnehmen.
Lösungsvorschlag 3: Die 3. Fußball-Liga wird auf 22 Vereine aufgestockt bei weiterhin vier Absteigern. Es gibt vier Regionalligen, jeder Meister steigt auf. Die Zweitvertretungen der Proficlubs spielen ähnlich wie in England in einer eigenen U23-Liga, um den Nachwuchs gezielt zu fördern und dabei Talente er Topvereine leichter an Dritt- oder Viertligisten heranzuführen.
Maßnahmen sollen aufmerksam machen
Um Gehör zu finden, scheuen die Vereine vor Maßnahmen nicht zurück. Dabei ist eine gerichtliche Prüfung der derzeitigen Lösung die allerletzte. "An Spieltagen könnten wir mit Aktionen darauf aufmerksam machen. Unter anderem könnte auch mal der Ball für eine bestimmte Zeit ruhen“, kündigte Tommy Haeder, Prokurist und Geschäftsstellenleiter des Chemnitzer FC an.
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Fest steht: Eine Veränderung soll schnellstmöglich her. "Die Regionalliga Nordost ist die zuschauerstärkste Liga im deutschen Fußball und hat zahlreiche Traditionsvereine mit großer Geschichte. Diese Liga verdient ebenso wie alle anderen einen direkten Aufstieg“, sagte André Beuchold, Vorstand des FSV Zwickau.
Mit einigen Clubs der Regionalliga Bayern und Nord wurde schon gesprochen, es gäbe durchaus Interesse daran. Mit den Verbänden müsse aber der NOFV sprechen. Den Regionalligen West und Südwest müsste klargemacht werden, dass sie nichts verlieren und sie deshalb zu den Kompromissen bereit sein sollten.
NOFV-Clubs zu Kompromissen bereit
"Wir wollen gemeinsam mit dem NOFV das Thema angehen. Der Verband ist unser Dienstleister. Wir haben auch mit Präsident Hermann Winkler als Galionsfigur des NOFV gesprochen. Die Anträge kann ja nur der NOFV einbringen. Es gibt kein Gegeneinander, sondern nur ein Miteinander. Wir haben dem Verband Denkanstöße gegeben“, sagte Grillitsch.
Dabei sind die Nordost-Regionalligisten auch zu Kompromissen bereit. So wäre es denkbar, dass Vereine aus Nordbayern in der NOFV-Regionalliga mitspielen oder Clubs aus Mecklenburg-Vorpommern aus regionalen Gesichtspunkten in der Regionalliga Nord.
Selbst eine Auflösung des NOFV könnte in Erwägung gezogen werden. Dann wären die fünf Landesverbände für die Interessenvertretung seiner Teams zuständig. "Aber das ist ganz weit weg“, sagte Haeder.
1. FCM II bald schon Nutznießer einer möglichen Reform?
Auch der 1. FC Magdeburg könnte in der nahen Zukunft beteiligt sein an der Debatte. Die Reservemannschaft spielt derzeit erfolgreich um den Aufstieg in die Regionalliga mit. Der Oberligist ist aktuell Tabellenzweiter hinter dem VfL Halle.
Der FCM II könnte theoretisch als Zweitvertretung bis in die 3. Liga aufsteigen. Gut möglich also, dass der Club früher oder später einmal Nutznießer einer Reform sein könnte.