Weg zum Europapokal (4) FCM überrascht Sporting Lissabon und erreicht das Finale
In unserer Reihe zeichnen wir den Weg des 1. FC Magdeburg im Europapokal der Pokalsieger 1973/74 von Runde 1 bis zum Finale nach. Teil 4 widmet sich den Spielen gegen Sporting Lissabon.
Magdeburg – Nach dem ungefährdeten Weiterkommen gegen den bulgarischen Vertreter Beroe Stara Zagora (2:0, 1:1) standen die Blau-Weißen erstmals im Halbfinale eines europäischen Pokalwettbewerbs.
Dort wartete namhafte Konkurrenz auf die Elbestädter, erreichten doch neben dem FCM der Titelverteidiger AC Mailand, Borussia Mönchengladbach und Sporting Lissabon die Runde der letzten vier.
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Nach die Magdeburger die Portugiesen zugelost bekamen und Mönchengladbach im zweiten Halbfinale auf Milan traf, sprach Gladbachs langjähriger Präsident Helmut Beyer von „einem Versehen der Uefa“ und „einem vorweggenommenen Endspiel“.
Vorbereitung zum Spiel 1. FC Magdeburg gegen Sporting Lissabon
An der Elbe bereitete man sich gewohnt gewissenhaft auf die Begegnung mit dem portugiesischen Pokalsieger, der im Viertelfinale den FC Zürich ausgeschaltet hatte, vor.
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FCM-Chefcoach Heinz Krügel beobachtete am Wochenende vor dem Halbfinal-Hinspiel Sporting in deren Stadion, verpasste so den Gewinn der zweiten DDR-Meisterschaft, den der FCM just am 6. April durch ein 3:2 gegen den FC Vorwärts Frankfurt/Oder perfekt machte.
Auch Sporting Lissabon sicherte sich in jenen Tagen den Titel, kommt mittlerweile übrigens auf 19 nationale Meisterschaften.
Uli Schulze der Held von Lissabon
Im Hinspiel am 10. April vor 45.000 Zuschauern im Estadio de José Alvalade krönte sich FCM-Keeper Ulrich Schulze zum Held des Abends. Er parierte zu Beginn der zweiten Halbzeit sogar einen Elfmeter, nachdem Wolfgang Abraham zuvor in Torhütermanier den Ball mit der Hand von der Linie kratzte, nach damaligem Regelwerk aber kein Rot sah.
Uli Schulze, in der Szene zuvor hart angegangen und minutenlang behandelt, fischte den Elfer von José Dinis aus dem Eck. Der gebürtige Darlingeröder machte das Spiel seines Lebens, erklärte später: „Das Spiel war höchstintensiv. Ich kam gar nicht zur Ruhe, hechtete nach links, nach rechts, faustete oben oder tauchte ab.“
Als Jürgen Sparwasser die Magdeburger dann sogar mit 1:0 in Führung schoss (62. Minute) herrschte Todesruhe im weiten Rund. Carlos Manaca gelang 14 Minuten später nur noch der Ausgleich zum 1:1-Endstand.
So hatte der FCM im Rückspiel am 24. April vor 35.000 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Grube-Stadion die Chance, als erste DDR-Mannschaft in ein Endspiel um einen Fußball-Europapokal einzuziehen.
Später gelang das noch dem FC Carl Zeiss Jena (1981) und dem 1. FC Lok Leipzig (1987), die dann aber jeweils ihr Finalspiel gegen Dynamo Tiflis bzw. Ajax Amsterdam verloren.
Pommerenke aus Wahrsager
Jürgen Pommerenke, im Hinspiel in Lissabon gelbgesperrt, sagte voraus, unbedingt einen Treffer zum Weiterkommen beizusteuern zu wollen. Und der Mittelfeldstratege behielt recht, traf nach neun Minuten zum 1:0.
Als Jürgen Sparwasser in der 70. Minute auf 2:0 erhöhte, schien das Wunder für die Magdeburger „Bezirksauswahl“ zum Greifen nahe. Marinho verkürzte wenig später zwar noch auf 2:1, konnte den Einzug der Magdeburger ins EC-Finale von Rotterdam aber nicht mehr verhindern.
„Aus einer guten Mannschaft fiel kein Spieler ab. Jeder hat sein Bestes gegeben. Es war das schönste Geburtstagsgeschenk für mich“, erklärte nach dem Schlusspfiff Trainer Heinz Krügel, der an jenem Tag seinen 53. Geburtstag feierte.
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Die Lissaboner dagegen traten mit gesenkten Köpfen die Heimreise an, konnten tags darauf in der Heimat aber zumindest bei der „Nelken-Revolution“, die der 41-jährigen autoritären Salazar-Herrschaft ein friedliches Ende bereitete, mitfeiern.