1. FC Magdeburg gegen FC St. Pauli Polizei filmt ins Gästeklo: FCM-Fans außer sich
Es sollte ein schönes Fußballwochenende werden, als der 1. FC Magdeburg im ausverkauften Millerntorstadion gegen den FC St. Pauli antreten sollte. Überschattet wurde das torlose Remis von einer für viele Fans irritierenden Polizeiaktion.
Magdeburg / Hamburg - Es ist gerade mal eine Woche her, als Schlagzeilen über Krawalle zwischen Polizei und Fans des 1. FC Magdeburg die Zeitungen dominierten: Flaschenwürfe, gesperrter Bahnhof, Pfefferspray und Gewalt in Kiel. Nur ein Spieltag später kommt es zwar nicht zur Eskalation – dafür sorgte die Hamburger Polizei im Millerntorstadion unter FCM-Fans mindestens für Irritation.
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Beamte der Polizei Hamburg filmen mit einer Kamera durch eine offenstehende Tür, es handelt sich dabei offensichtlich um das WC der Gästefans. Das legt zumindest ein Foto nahe, das FCM-Fan Lennart Birth aufnahm und auf X postete, mit den Worten: „Polizei Hamburg filmt in die Toiletten rein. Wo bleibt die Privatsphäre?“
Auf das Foto angesprochen, betont die Polizei Hamburg, dass man nicht ohne Anlass in Toiletten filme oder fotografiere, man dürfe nicht Ursache und Wirkung verwechseln: „In diesem Fall hatten die Einsatzkräfte starken Farb-/Lackgeruch wahrgenommen und bei der daraufhin erfolgten Kontrolle der Toilette frische Farbschmierereien festgestellt.“
"@PolizeiHamburg euch ist auch nix zu peinlich."
User auf X
Daraufhin seien die Beamten eingeschritten und Graffiti dokumentiert worden. Laut Polizei seien anschließend „Getränkebehältnisse in Richtung der Einsatzkräfte“ geworfen worden. Die Polizei habe laut eigener Aussage die Fans zurückgedrängt oder unter Zwang festgesetzt.
Filmaufnahmen der Polizei im Millerntorstadion
Beobachtet wurde der Vorgang von FCM-Fan Lennart Birth, er sagt auf Anfrage von Magdeburg Blau-Weiß, dass die Toiletten, abgesehen von Aufklebern und „Graffiti zahlreicher Gastmannschaften“, vollkommen intakt und sauber gewesen seien.
Als er das WC verlassen habe, sah er sich einer Traube Polizisten gegenüber gestellt, die „sämtliche Personen, die aus der Toilette kamen, filmten und die geöffnete Tür nutzten, um auch im hinteren Bereich des Sanitätsbereichs Aufnahmen zu machen.“
"@PolizeiHamburg macht es euch geil, jedes Wochenende aufs Neue Straftaten zu begehen?"
Tweet des Users Jannis auf der Plattform X
Zudem sollen Fans von der Polizei daran gehindert worden sein, das Gäste-WC im Stadion zu betreten. Birth: „Die Stimmung war äußerst angespannt.“
Polizei gegenüber Fans "kompromisslos"?
Noch vor Beginn des Spiels stellte der FCM-Fan ein Verhalten der Polizei im Stadion fest, das seiner Ansicht nach „äußerst kompromisslos“ sei. „Als ich im Eingangsbereich Fotos von einer größeren Gruppe behelmter Polizisten machte, die in meinen Augen eine ziemliche Drohkulisse darstellten, für die es aus meiner Sicht keinen Grund gab, wurde ich von mehreren Beamten umgehend genötigt, die gemachten Aufnahmen zu löschen.“
Birth habe den Beamten gegenüber beteuert, dass er keine Aufnahmen von Gesichtern der Polizei auf Band habe, sondern rein das Auftreten der Polizei habe dokumentieren wollen - woraufhin die Beamten „verbal stark“ auf ihn eingeredet hätten. Die Fotos habe er dann gelöscht.
Birth weiter: „Sinngemäß wurde mir abschließend mitgeteilt, dass es Ärger gebe, wenn ich noch einmal fotografieren würde. Dies mündete dann auch in einen deutlich wahrnehmbaren Rempler eines der Beamten, der das Gesagte offenbar physisch untermauern wollte.“ Belegen lassen sich die Aussagen nicht.
FCM gegen Pauli: Polizei Hamburg weist auf Umstände hin
„Ich kann bislang nicht nachvollziehen, dass unsere Einsatzkräfte zum Löschen von Bild- und Videomaterial aufgefordert hätten“, beantwortet die Polizei die Anfrage von Magdeburg Blau-Weiß. Der Pressesprecher weist zudem darauf hin, dass das Mitschneiden einsatzrelevanter Gespräche unter Polizisten mit Zeugen oder Tatverdächtigen generell unzulässig und strafbar sei.
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Lennart Birth war nicht das erste Mal im Stadion, um seine Farben zu unterstützen. Er habe sich inzwischen an Videoüberwachung der Polizei auf Großveranstaltungen gewöhnt. Ihm stoße zum einen sauer auf, dass er als Fan daran gehindert werde, selber Aufnahmen zu machen, „die das Auftreten der Polizei“ dokumentieren. Zum anderen überschritten seiner Meinung nach die Polizei-Aufnahmen in die Toilette hinein eine Grenze.