Fußball-Phrasen in der Analyse Wahr oder Mythos? Vier Stammtisch-Thesen über den FCM im Check
Ist der FCM zweikampfschwach? Schlägt er die schlechtesten Flanken der Liga? Fehlt es an Standard-Gefahr? Wir prüfen beliebte Vorwürfe auf ihren Wahrheitsgehalt.
![FCM-Cheftrainer Christian Titz gilt als einer der fähigsten Trainer in der 2. Bundesliga.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/01/15/552282a7-a2a7-484b-bf56-1499c78c7347.jpeg?rect=635%2C91%2C2707%2C1523&w=1024&auto=format)
Magdeburg/DUR – Im Umfeld des 1. FC Magdeburg schwirrt so manche These durch den Raum. Zumeist nach Niederlagen. Eine Bürde, die wohl jeder Verein von der Kreisliga bis zum Bundesligisten ertragen muss.
Vier Thesen, die besonders oft genannt werden, sammelte "Magdeburg Blau-Weiß" und glich sie gemeinsam mit den Daten-Experten von Virtualfootball ab. Sind sie wahr oder doch eher ein Mythos? Das Ergebnis erstaunt.
These 1: "Der FCM ist körperlich zu schwach und in den Zweikämpfen sowie in der Luft unterlegen"
Auf den ersten Blick scheint diese These plausibel. Mit knapp 62 Prozent gewonnener defensiver Zweikämpfe liegt der FCM nur auf Platz 15 im Ligavergleich. Bei den gewonnenen Luftduellen erreicht die Mannschaft hingegen mit 47 Prozent immerhin Platz acht.
Aber bei einem genaueren Blick in die Daten des 1. FC Magdeburg zeigt sich ein differenziertes Bild. In der Abwehr überzeugen Marcus Mathisen (60 Prozent), Jean Hugonet (68) und Daniel Heber (59) durch eine starke Lufthoheit.
Während die Mittelfeldspieler und Angreifer rund um Silas Gnaka (42), Connor Krempicki (37) oder Martijn Kaars (25) in dieser Disziplin deutlich abfallen. Besonders problematisch ist dies, weil diese Positionen oft umkämpfte Zonen abdecken.
Ein Blick auf die Bodenduelle zeigt, dass Daniel Heber mit 74 Prozent gewonnener Zweikämpfe positiv hervorsticht. Gefolgt von Mathisen (70) und Hugonet (64). Ein Schwachpunkt liegt auf der defensiven Außenbahn, wo weder Philipp Hercher (49) noch Samuel Loric (47) überzeugen können.
![These 1: "Der FCM ist körperlich zu schwach und in den Zweikämpfen sowie in der Luft unterlegen.“](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/01/15/7fa6f938-65c1-4943-8137-946e537c120b.jpeg?w=1024&auto=format)
Fazit: Die Daten zeigen, dass der FCM im Ligamittelfeld anzusiedeln ist, wenn es um Zweikampfstärke geht. Die Abwehrreihe präsentiert sich stabil, während vor allem die Mittelfeldzentrale und die Offensive in der Luft oft unterlegen sind. Daher gilt: Die These stimmt teilweise.
These 2: "Der FCM schlägt zu wenige und zu schlechte Flanken"
Eine weitere oft geäußerte Kritik betrifft die Qualität der Flanken. Mit Platz zehn in der Liga bei der Anzahl der Flanken steht der FCM zumindest mengenmäßig im Mittelfeld. Die Präzision ist jedoch ein Problem: Nur 29 Prozent der Flanken finden einen Mitspieler – das ist der letzte Platz im Ligavergleich (Durchschnitt: 35 Prozent, Top-Teams: 38 - 42 Prozent).
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Besonders schwache Quoten zeigen Spieler wie Loric (elf Prozent), Xavier Amaechi (18) und Hercher (21). Ausgerechnet allesamt Außenbahnspieler. Besser machen es andere, wie Baris Atik, Mo El Hankouri und Lubambo Musonda, die über 35 Prozent ihrer Flanken anbringen.
Ein weiterer Grund für die niedrige Flanken-Effektivität: Kaars ist kein klassischer Kopfballstürmer und gewann nur magere 25 Prozent seiner Luftduelle. Winterneuzugang Ahl-Holmström könnte hier Abhilfe schaffen – mit 45 Prozent gewonnenen Luftduellen in der schwedischen Liga bringt er deutlich mehr Kopfballstärke in den FCM-Angriff.
![These 2: "Der FCM schlägt zu wenige und zu schlechte Flanken.“](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/01/15/197ca180-c5fe-44ea-9ffc-1e8c894f100c.jpeg?w=1024&auto=format)
Fazit: Der FCM schlägt zwar eine durchschnittliche Anzahl an Flanken, die Präzision liegt jedoch weit unter dem Ligadurchschnitt. Die Verpflichtung Ahl-Holmströms könnte helfen, die Effizienz zu steigern. Die zweite These ist demnach korrekt.
"Der FCM ist zu harmlos bei eigenen Standards und anfällig bei gegnerischen Standards"
Standardsituationen werden im modernen Fußball oft unterschätzt. Rund ein Drittel aller Tore in der 2. Bundesliga fällt nach einem ausgeführten Standard, mittelbar oder unmittelbar. Doch wie schlägt sich der FCM in dieser Disziplin?
Offensiv: Mit sechs Toren nach Standards rangiert Magdeburg auf Platz neun der Liga. Das ist solide, aber nicht herausragend. Zwar erspielt sich das Team im Schnitt 5,6 Ecken pro Spiel (ein Top-Wert), doch nur 1,6 Abschlüsse pro Spiel resultieren daraus. Die Abschlussquote aus Standardsituationen bleibt damit ausbaufähig.
Defensiv: Mit nur fünf Gegentoren nach Standards gehört der FCM zu den besten Teams der Liga. Besonders beeindruckend ist die defensive Organisation bei Ecken und Freistößen, die kaum zu gegnerischen Chancen führen. Entscheidender Faktor ist hierbei auch die vorher angeführte Kopfballstärke der Defensivreihe des 1. FC Magdeburg.
![These 3: "Der FCM ist zu harmlos bei eigenen Standards und anfällig bei gegnerischen Standards.“](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/01/15/16d4a25d-997b-4f3f-9f03-d222710f7497.jpeg?w=1024&auto=format)
Fazit: Offensiv fehlt es dem FCM an Abschlusshäufigkeit und kontinuierlicher Gefahr bei Standards. Defensiv weist das Team hingegen sehr gute Werte im Ligavergleich auf. Daher lautet das Ergebnis der These: Stimmt in der Offensive, aber nicht in der Defensive.
These 4: "Der FCM traut sich zu selten einfach mal zu schießen"
Einfach mal abdrücken, sobald sich der Club eine Chance am gegnerischen Strafraum erspielt hat. Aber dann wird doch wieder der Ball zurückgelegt... Oder nicht? Die Daten widersprechen dieser These deutlich:
Der FCM gibt durchschnittlich 12,1 Schüsse pro Spiel ab und liegt damit auf Platz sechs der Liga. Besonders auffällig: Rund 42 Prozent aller Versuche erfolgen von außerhalb des Strafraums (93 von 224 Schüssen). Die Magdeburger haben damit die fünfthöchste Quote an Fernschüssen in der Liga.
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Aus der oberen Tabellenhälfte der zweiten Liga agiert sogar nur Elversberg mit ähnlicher Quote an Distanzschüssen, die anderen Teams mit vergleichbarer Fernschussrate sind im unteren Tabellendrittel angesiedelt.
![These 4: "Der FCM traut sich zu selten einfach mal zu schießen.“](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/01/15/9fcd492f-aee6-41e6-ab88-996de4c07328.jpeg?w=1024&auto=format)
Fazit: Der FCM schießt häufig und ist vor allem aus der Distanz aktiv. Ein Mangel an Abschlüssen ist nicht das Problem, es fehlt dem FCM eher an Abschlüssen aus vielversprechenden Positionen innerhalb des Strafraums – hier liegt das Team nur auf Platz zehn. Daher: Stimmt nicht.