Team in der TiefenAnalyse Was den FCM aktuell noch stärker macht als im Vorjahr
Mit zwölf Punkten aus sechs Spielen und nur sechs Gegentoren zeigt der FCM eine beeindruckende Frühform. Vor allem drei Spieler beim Club sind da entscheidend.
Magdeburg/DUR – Beinahe hätte sich die Geschichte aus dem Vorjahr eins zu eins wiederholt: Der FCM errang elf Punkte aus den ersten fünf Spielen und durfte sich nach Führung am 6. Spieltag für kurze Zeit als zwischenzeitlicher Spitzenreiter fühlen – ehe der Gegner das Spiel drehte.
Doch anders als in der Saison 2023/24 gelang es dem Club, die Niederlage (gegen den Karlsruher SC) noch abzuwenden und nach starker Leistung einen Punkt zu sichern. Grund genug, die Startphasen beider Saisons nun aus Datensicht zu vergleichen.
Sechs Spiele, zwölf Punkte und ein Torverhältnis von 13:6 – klammert man den Fauxpas in Offenbach im DFB-Pokal aus, hätte der Saisonstart aus FCM-Sicht kaum besser verlaufen können. Man schoss zwar drei Tore weniger als im Vorjahr, stellt aber trotzdem die zweitbeste Offensive und das zweitbeste Torverhältnis der gesamten Liga.
Schlüssel dafür sind die lediglich sechs Gegentore – was nur halb so vielen entspricht wie in der Vorsaison zur selben Zeit.
Stabile Defensive profitiert von Topform bei Dominik Reimann
Auf den ersten Blick ist der FCM in seinem Abwehrverhalten datenseitig nicht wirklich stärker als im Vorjahr. Sowohl bei zugelassenen Schüssen als auch bei den erwarteten Gegentoren (xGoals) steht man nur marginal besser da. Auch bei Zweikampfquoten in der Luft und am Boden performt der FCM im Gesamtbild ähnlich.
Woran liegt es also, dass der FCM defensiv deutlich mehr Stabilität verkörpert? Einerseits befindet sich Stammkeeper Dominik Reimann in absoluter Topform, hat statistisch die fünftmeisten Gegentore verhindert (2,9 "Prevented Goals") und weist nach Florian Kastenmeier die zweithöchste Quote an parierten Bällen (87 Prozent) in der 2. Bundesliga auf.
Was Marcus Mathisen beim FCM besser macht als Daniel Elfadli
Neben Keeper Reimann verleiht Neuzugang Marcus Mathisen dem Magdeburger Abwehrverbund deutlich mehr Sicherheit, insbesondere in Luftduellen. So ist er zwar insgesamt nicht grundlegend besser als der zum HSV abgegangene Daniel Elfadli, seine individuellen Stärken kompensieren aber einige FCM-Schwachpunkte besser.
Während Elfadli primär als temporeicher Balljäger, dem Abfangen von gegnerischen Pässen gepaart mit starken Grätschen und Bodenzweikämpfen glänzen konnte, punktet Mathisen durch seine ruhige Spielweise und Durchsetzungsfähigkeit in der Luft.
Zum Vergleich: Elfadli gewann durchschnittlich 47 Prozent seiner Luftduelle in der letzten Saison, bei Mathisen sind es aktuell mehr als zwei Drittel.
Diese neue Stärke hat auch zur Folge, dass der FCM wesentlich weniger anfällig bei Standards ist und nur noch 27 Prozent der ruhenden Bälle zu gegnerischen Schüssen führen (letzte Saison waren es an den ersten sechs Spieltagen noch 40 Prozent).
Auch beim Spiel aus der Abwehr heraus agiert der FCM mittlerweile routinierter und verzeichnet wesentlich weniger Ballverluste im eigenen Spielfelddrittel. Die Spiele in Braunschweig und Köln waren hierbei negative Aussetzer, aber genau in diesen beiden Spielen fehlte Schlüsselspieler Mathisen in drei der vier Halbzeiten.
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Dabei hat sich die Herangehensweise zur Bereinigung von Gefahrensituationen und gegnerischem Pressing stark geändert, denn der FCM verzeichnet mittlerweile 30 Prozent mehr kompromisslos geklärte Bälle aus der Defensive heraus.
Als Faktor nicht zu vernachlässigen ist jedoch auch eine Portion Glück gepaart mit dem unbedingten Willen der Torverhinderung. Ein Beispiel ist Mohammed El Hankouri, der allein schon zwei nahezu sichere Gegentore mit seinen Rettungsaktionen gegen Nürnberg und Köln verhinderte.
Wie bereits 23/24: FCM-Offensive effektiv vor dem Tor
Im eigenen Ballbesitz hat sich dagegen weniger verändert, denn der FCM spielt immer noch sehr ballbesitzfokussiert, lässt sich aber häufiger als im Vorjahr auch mal tief fallen.
Die Folge: Bei nahezu gleicher Passquote sank der durchschnittliche Ballbesitz an den ersten sechs Spieltagen von 62 auf 58 Prozent. Auch die durchschnittliche Pressingintensität war geringer, auch wenn beispielsweise der Führungstreffer gegen Karlsruhe hier hervorzuheben wäre.
Auffällig sind aber die wiederkehrenden Läufe in den Rücken der Abwehrkette, insbesondere von FCM-Stürmer Martijn Kaars. Dieses Element kam dem FCM vor allem in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison weitgehend abhanden.
Jener Martijn Kaars ist aktuell mit drei Toren und zwei Assists Topscorer des FCM und zeigt sich in Tornähe effektiv – wie auch der Rest der FCM-Offensive. Die eigenen expected Goals des 1. FCM werden bislang um ein Viertel übertroffen und die Häufigkeit von Abschlüssen und dem verbundenen Gefahrenpotenzial gleicht den Werten des vorjährigen Saisonstarts.
Zu Beginn der Spielzeit 2023/24 überperformte der 1. FC Magdeburg. Seine erwarteten Tore lagen deutliche höher (+57 Prozent). Insbesondere der zur Hertha gewechselte Ex-Magdeburger Luca Schuler konnte in der ersten Saisonphase mit fünf Torbeteiligungen an den ersten sechs Spieltagen brillieren.
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Doch bekanntlich stellte der weitere Saisonverlauf unter Beweis, dass weder Schuler noch der FCM diese Offensivgefahr auf den Rest der Spielzeit übertragen konnten.
Auf den starken Saisonstart folgten in der letzten Saison Abstiegssorgen
Fazit: Die beiden Saisonstarts hätten kaum ähnlicher sein können: Die Titz-Elf performte punktetechnisch in beiden Jahren etwas besser als erwartet, jedoch ist es in dieser Saison eher auf defensive als offensive Überperformance zurückzuführen.
Die Basis für eine möglichst sorgenfreie Saison ist aber erneut gelegt und es ist anzunehmen, dass die Magdeburger Mannschaft aus den Fehlern des letztjährigen Saisonverlaufs gelernt hat.