Schafft er den Sprung? FCM-Neuzugang Falko Michel: Die "große Unbekannte" in Magdeburg
Falko Michel ist einer der neuen Spieler im Kader vom 1. FC Magdeburg. Journalist Daniel Mertens beobachtet den Ex-Dortmunder schon lange – und wundert sich etwas über den Transfer.
Magdeburg/DUR – Falko Michel gehört zu der Art von Personalentscheidungen, die unter den Fans für das ein oder Fragezeichen sorgen. Der Neuzugang vom 1. FC Magdeburg ist jung, aber mit 23 Jahren kein Berufsanfänger mehr. Er spielte in der 3. Liga in einer Reservemannschaft eines Top-Clubs, fiel dort aber selten auf.
Daniel Mertens beobachtet Michel, seit er von der zweiten Mannschaft vom VfB Stuttgart zum BVB II wechselte. Den Journalisten, der unter anderem für den "Kölner Stadt-Anzeiger" schreibt und die Borussia seit Jahren intensiv verfolgt, überraschte der Michel-Wechsel zu einem gestandenen Zweitligisten.
FCM-Neuzugang Michel: Der Weg nach Magdeburg
23 Jahre alt, 1,86 Meter groß, Rechtsfuß. So lauten die harten Fakten von Falko Michel. Der gebürtige Badener erlernte in der Jugend vom SC Freiburg das Fußballspielen, wechselte nach Schwaben zum VfB Stuttgart und ging im Sommer 2022 nach Dortmund.
Beim Drittligisten BVB II musste Michel nach einem Trainerwechsel erst einmal umlernen, weiß Journalist Mertens: „Michel ist vor zwei Jahren als Zentrumsspieler zum BVB II gekommen, spielte dort primär als Achter und Zehner und ist dann unter Jan Zimmermann auf den linken Flügel umgeschult worden.“
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Der Profi selbst sieht sich eher als Zentrumsspieler, dort liegen laut Mertens auch die Stärken vom Neu-Magdeburger. Vor allem hebt der freie Autor die taktische Variabilität von Falko Michel hervor: „Er hat sich umschulen lassen und hat über ein Jahr hinweg seine neue Position auf Linksaußen ausgefüllt.“ Kein leichtes Unterfangen für einen Profifußballspieler.
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Generell besteche Michel weniger durch sein Tempo, sondern eher durch seine Technik. Mertens beschreibt ihn so: „Er ist nicht zurückhaltend im Zweikampf, aber auch nicht wahnsinnig resolut.“ Der Journalist betont: „Michel ist ein solider Durchschnittsspieler für die 3. Liga, nicht für die 2. Bundesliga."
Michel mit großem Schritt nach oben
Beim BVB II agierte Michel meist auf Linksaußen, einer Stürmerposition. In 63 Spielen gelangen ihm dabei magere sieben Tore und nur drei Vorlagen. Dahingegen kassierte er 17 Gelbe und eine Rote Karte.
Daniel Mertens: "Michels Schwäche ist seine Ausbeute an Scorerpunkten. Man hatte sich mehr Akzente im Offensivspiel von ihm erhofft. Er konnte diese Erwartungen nicht erfüllen."
In Dortmund, bei einem Drittligisten, habe Michel laut Mertens in seiner Zeit wenig überzeugen können. Sein Wechsel in diesem Sommer kam nicht überraschend. Wegen seines Alters wackelte seine Stelle bei der U23 ohnehin und die Profimannschaft war für ihn weit entfernt.
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Startet er nun in Magdeburg durch? „Ich wünsche es ihm, sehe es aber nicht. Es sei denn, Magdeburg macht ihn flott“, antwortet Journalist Mertens: „Ja, er hat seine Spiele und seine Tore gemacht, aber es war insgesamt zu wenig. Ich war schon überrascht, dass Magdeburg ihn in die 2. Liga geholt hat."
Wo steht Falko Michel beim 1. FCM?
Doch warum holte der 1. FC Magdeburg, der mit etwas Zittern die 2. Bundesliga halten konnte und dem dies ein drittes Mal in Folge gelingen will, Michel in den Kader?
Mertens’ Theorie lautet: "Ich kenne mich beim 1. FCM zu wenig aus, aber ich vermute, man hat mit Michel ein kostengünstiges Backup verpflichtet; wenn es funktioniert, ist es super, wenn nicht, hat man zumindest finanziell nicht viel falsch gemacht."
Mertens würde Michel wünschen, dass er sich in den Vordergrund spielen kann, das betont er während des Gesprächs mit Magdeburg Blau-Weiß immer wieder. "Nachhaltig in Erinnerung geblieben" sei er aber nicht, sagt er und nennt einen Höhepunkt von Michels Schaffen in Dortmund: ein Kopfballtor gegen den SSV Ulm als Einwechselspieler.
Tiefpunkt der Michel-Saison wiederum war dessen „Kung-Fu-Tritt“ beim Spiel gegen Saarbrücken: „Es war keine Absicht, da musst du aber Rot geben.“ Der Linksaußen wurde drei Spiele gesperrt, nachdem er seinen Saarbrücker Gegenspieler laut Mertens „unfassbar unglücklich“ und „unbeabsichtigt“ auf Kopfhöhe traf.
Anschließend kam der 23-Jährige beim BVB II nicht mehr in Fahrt. Mertens: „Ich möchte da jetzt keinen Zusammenhang herstellen, aber es ist auffällig, dass er seitdem nicht mehr so in Erscheinung getreten ist und wenn er gespielt hatte, war er eher blass und hat sich nicht unbedingt für mehr Einsatzzeiten empfohlen.“
Michels Zukunft beim 1. FC Magdeburg
Ein Blick nach vorne. Falko Michel posiert im neuen Trikot vom 1. FC Magdeburg gemeinsam mit seinen Teamkameraden beim Fotoshooting. Es war einer seiner ersten Auftritte in der Magdeburger Avnet-Arena.
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Im Schatten der Haupttribüne sagt Michel, er habe „richtig Bock“ auf die Saison beim 1. FCM: „Die Art und Weise, wie der FCM spielt, passt zu mir. Da kann ich mich am besten entwickeln, auch in einer höheren Liga." Der Club traut ihm das offenbar auch zu, wie der Transfer belegt.
Mit der 2. Bundesliga gehe für ihn ein Traum in Erfüllung, er habe das erste Mal das Gefühl, „richtig Profi zu sein“. Der Badener, der beim BVB mit Koryphäen und Toptalenten wie Mats Hummels, Marco Reus und Jude Bellingham trainiert hat, kann den Start in die Saison kaum erwarten.
Doch bleibt zuletzt die Frage, wo er denn spielen solle im dicht besetzten FCM-Kader? Laut FCM-Cheftrainer Christian Titz vorwiegend im Zentrum und weniger auf der Außenspur. Eben dort, wo er laut Titz "seine Stärken hat". Anders also als zuletzt in seiner Zeit beim BVB.