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  5. 1. FC Magdeburg: Sportpsychologe spricht anlässlich der FCM-Krise

Über Trainerwechsel und Selbstvertrauen Das sagt ein Sportpsychologe anlässlich der FCM-Krise 

Bei der aktuellen Misere des 1. FC Magdeburg ist der mentale Bereich nicht zu unterschätzen. Wir haben in dem Zuge mit dem Sportpsychologen René Paasch gesprochen.

Von Yannik Sammert Aktualisiert: 02.10.2025, 12:05
Wir haben dem Sportpsychologen René Paasch im Hinblick auf die Krise des 1. FC Magdeburg befragt.
Wir haben dem Sportpsychologen René Paasch im Hinblick auf die Krise des 1. FC Magdeburg befragt. (Fotos: Christian Schroedter/privat)

Magdeburg/DUR - René Paasch ist Sportpsychologe und Professor in dem Bereich. Sein Wissen vermittelt der 51-Jährige gerne in Interviews. So führte er unter anderem Gespräche mit dem „Spiegel“ und „Sky“, zudem anlässlich der Heimschwäche des 1. FC Magdeburg in der Vorsaison.

Nun haben sich Magdeburg Blau-Weiß und die Volksstimme erneut mit ihm unterhalten. Denn bei der derzeitigen Krise gibt es einige Themen, die aus sportpsychologischer Sicht interessant erscheinen. Um diese geht es im Folgenden der Reihe nach und separat. 

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Eines, so sagt er, liegt Paasch bei seinen Interviews immer am Herzen: Da er nur Außenstehender ist und mit den konkreten Gegebenheiten der Vereine nicht im Detail vertraut, gibt er allgemeine sportpsychologische Einschätzungen ab – niemals konkret auf die jeweilige Situation bezogen.

Magdeburg Blau-Weiss: Was macht eine Negativserie von fünf Niederlagen hintereinander mit einer Mannschaft?

René Paasch: "Eine solche Serie erzeugt in erster Linie Verunsicherung. Selbstzweifel und der Verlust von Selbstvertrauen sind typische Begleiter. Spieler fangen an, über einfache Dinge nachzudenken, die vorher automatisch liefen. Gleichzeitig steigt der Druck von außen, Medien, Fans, Verantwortlichen. Das verstärkt die innere Anspannung. Oft kommt hinzu, dass in solchen Phasen innerhalb der Mannschaft die Kommunikation schwieriger wird: Kleine Konflikte können schneller hochkochen, und die gegenseitige Unterstützung nimmt ab."

Wie könnte eine Mannschaft im Falle eines Trainerabschieds nach einer Negativserie auf den neuen Coach blicken?

Paasch: "Zunächst mit Skepsis. Spieler fragen sich womöglich: 'Ist dieser Trainer wirklich der Richtige, um uns aus der Krise zu führen?' Dazu kommt, dass eine Negativserie immer auch eine Hypothek ist. Ein neuer Coach wird nicht nur an seinen eigenen Maßnahmen gemessen, sondern auch am Vergleich mit dem Vorgänger."

Wie blickt eine Mannschaft überhaupt auf einen neuen Coach nach dem Abschied eines geschätzten Trainers?

Paasch: "Da gibt es zwei Ebenen: die rationale und die emotionale. Rational wissen Spieler: Das Geschäft geht weiter. Emotional hängt aber oft noch etwas nach, gerade wenn der Vorgänger als geschätzt galt. Da entsteht eine Art Trauerprozess: Verlust, Verunsicherung, manchmal auch unterschwellige Ablehnung. Das kann Zeit brauchen.

Gerade bei einem Trainerwechsel ist es nicht nur die emotionale und rationale Ebene, die eine Rolle spielt. Wichtig ist auch: Spieler, die bisher weniger berücksichtigt wurden oder noch nicht so richtig ihren Platz gefunden haben, wittern jetzt ihre Chance. Für sie kann der Wechsel ein Neustart sein und das kann Dynamik ins Team bringen."

Ein weiterer Artikel mit Einschätzungen von Paasch: Der FCM steht vor dem bisher wichtigsten Spiel der Saison

Inwiefern können der Abschied eines Trainers und das Verpassen eines Aufstiegs in Kombination eine Krise auslösen?

Paasch: "Das ist ein doppelter Schlag: einmal die verpasste Chance – also das Gefühl, man hat ein großes Ziel nicht erreicht. Dazu der Verlust einer Bezugsperson. In Summe führt das oft zu einer Identitätskrise: Wer sind wir eigentlich als Mannschaft? Dieses 'Wir-Gefühl' muss ein neuer Trainer erst wieder herstellen, und das gelingt nur, wenn er eine klare Vision und klare Werte einbringt."

Viele Wochen hatte FCM-Coach Fiedler nach Niederlagen kritisch den Finger in die Wunde gelegt. Vor der jüngsten Partie in Karlsruhe richtete er den Fokus auf das Positive. Der Club zeigte in Karlsruhe seine wohl beste Saisonleistung und wirkte auf einmal wieder selbstbewusst. Was lässt sich aus sportpsychologischer Sicht in diesem Zusammenhang sagen?

Paasch: "Das ist sportpsychologisch gut erklärbar. Kritik ist wichtig, aber wenn sie sich über Wochen aufbaut, blockiert sie eher, weil Spieler das Gefühl haben, nur noch Fehler zu machen. Positives Hervorheben hingegen schafft Zuversicht und fördert das sogenannte Selbstwirksamkeitserleben, also das Vertrauen, durch eigenes Handeln etwas bewegen zu können. Die Betonung von Stärken kann ein starker Hebel sein."

Wie sollte ein Trainer in einer schweren sportlichen Phase auftreten?

Paasch: "Allgemein gilt: authentisch, klar, stabil. Eine Mannschaft spürt sofort, wenn ein Trainer selbst unsicher oder überfordert wirkt. Hilfreich sind: Klarheit in der Kommunikation (keine fünf Botschaften, sondern eine Richtung), Stabilität im Verhalten (kein hektisches Hin-und-Her bei Entscheidungen), Balance zwischen Kritik und Ermutigung (Fehler klar benennen, aber immer Lösungswege zeigen). Vor allem: Der Trainer muss selbst an die Wende glauben. Wenn er diesen Glauben nicht ausstrahlt, hat die Mannschaft ihn verloren, bevor es überhaupt weitergeht."

Was sind wichtige Eigenschaften, die einen Klub und ein Mannschaft bereits vor einer Krise ausmachen sollten, um dann gut durch die schwere Zeit zu kommen?

Paasch: "Aus meiner Erfahrung macht es einen großen Unterschied, wenn Vereine und Trainerteams vor der Krise schon bestimmte Grundlagen gelegt haben: eine klare Identität und Wertebasis (also wofür man als Klub steht), funktionierende Rollen und stabile Beziehungen (wer welche Verantwortung trägt, ist eindeutig), ein konstruktives Konfliktklima (Spannungen dürfen da sein, ohne dass sofort etwas zerbricht) sowie Routinen und Strukturen (sie geben Halt, wenn außen herum vieles wackelt). Wenn das vorhanden ist, dann lässt sich eine Krise eher aushalten, weil man nicht bei null anfängt, sondern auf ein Fundament zurückgreifen kann."

Wie kommen Teams aus schweren Phasen raus?

Paasch: "Oft über kleine Erfolgserlebnisse. Ein Punktgewinn, ein gutes Spiel, eine starke Trainingswoche – das reicht manchmal, um den Schalter umzulegen. Wichtig ist, dass solche positiven Signale von einem Trainer bewusst verstärkt werden. Mannschaften brauchen in Krisen 'Erfolgsgeschichten im Kleinen', bevor sie wieder große Siege einfahren können."

Es scheint klar, dass es an diesem Sonntag gegen Elversberg (13.30 Uhr/Sky) nach der bestärkenden Partie in Karlsruhe mental ein Schlüsselspiel wird. Aus diesem Grund die Frage: Inwiefern kann eine erneute Niederlage in einer Krise gerade erlangtes Selbstvertrauen einer Mannschaft zerstören?

Paasch: "Das Risiko ist da. Gerade wenn man sich mühsam wieder aufgebaut hat, kann ein Rückschlag sehr hart wirken. Entscheidend ist, wie die Mannschaft und der Trainer diesen Rückschlag einordnen: Wird er als 'Rückfall in alte Muster' gesehen, oder als Teil eines längeren Prozesses? Hier ist Kommunikation enorm wichtig."

Wann verliert eine Mannschaft den Glauben an ihren Trainer?

Paasch: "Wenn Spieler das Gefühl haben, dass es keinen Plan mehr gibt – weder inhaltlich noch emotional. Drei Punkte sind entscheidend: Spielidee (Ist sie nachvollziehbar?), Führung (Ist ein Trainer verlässlich?) und Beziehung (Fühlen sich Spieler gesehen?). Wenn zwei dieser drei Säulen wegbrechen, kippt die Stimmung schnell."

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Wie prägt es einen Verein und ein Team aus sportpsychologischer Sicht, wenn die Verantwortlichen für Kontinuität stehen?

Paasch: "Kontinuität wirkt aus sportpsychologischer Sicht wie ein Sicherheitsnetz. Studien zur psychologischen Sicherheit (Amy Edmondson) und zu Resilienz-Prozessen im Leistungssport zeigen, dass Vertrauen in die Verantwortlichen Unsicherheit reduziert, Spieler und Trainer können mutiger agieren, weil sie wissen: Fehler oder Rückschläge bedeuten nicht sofort das Ende. Kontinuität schafft also nicht nur Stabilität im Alltag, sondern gibt gerade in schwierigen Phasen Orientierung und Handlungsfähigkeit."

Im Fußball werden Trainerentlassungen nicht selten damit begründet, einen neuen Impuls setzten zu wollen: Wie ist diese Begründung sportpsychologisch einzuordnen? 

Paasch: "Das ist kein leeres Schlagwort. Tatsächlich können neue Reize kurzfristig helfen – neue Stimme, neue Ansprache, neue Strukturen. Psychologisch ist das der Novelty-Effekt: Allein durch die Veränderung wird Energie freigesetzt. Aber: Nachhaltig ist das nur, wenn der neue Trainer Substanz mitbringt. Sonst ist der Impuls nach ein paar Wochen verpufft."

Gibt es noch etwas, das sportpsychologisch im Hinblick auf sportliche Krisen auffällt?

Paasch: "Vielleicht das: In Krisen neigen wir dazu, die Verantwortung nur beim Trainer oder bei einzelnen Spielern zu suchen. Sportpsychologisch gesehen ist eine Krise aber immer ein Systemthema. Das heißt: Führung, Teamdynamik, Umfeld – alles spielt mit hinein. Wer wirklich rauskommen will, muss das Gesamtgefüge anschauen, nicht nur den Kopf an der Seitenlinie."

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