Saisonfazit nach Rang 14 Rück- statt Weiterentwicklung: Das muss beim FCM besser werden
Der 1. FC Magdeburg holt sich verdient den Klassenerhalt, aber die versprochene Weiterentwicklung blieb aus. Das zweite Jahr in der 2. Bundesliga war für den Club kein gutes. Hier hakt es aktuell.
Magdeburg/DUR – Den Klassenerhalt konnte der 1. FC Magdeburg bereits einen Spieltag vor Saisonende eintüten und belegt nach der knappen Niederlage im letzten Spiel gegen Fortuna Düsseldorf den 14. Rang.
Die Saison ist zu Ende. Einige werden nun aufatmen. Zum einen, weil es kein Selbstläufer war, die Klasse in dieser so anspruchsvollen Liga zu halten. Zum anderen, weil der 1. FC Magdeburg in weiten Teilen keine gute Figur dabei machte. Rückentwicklung ist auch eine Entwicklung – aber keine, die der FCM anstrebt.
Die Saison 2023/24 wird wohl als dicke Delle für den 1. FC Magdeburg in die Geschichtsbücher eingehen, zumindest in der Zeit, seitdem Trainer Christian Titz das Amt übernommen hat und Otmar Schork Sportchef beim Club ist.
Titz übernahm einst eine Mannschaft, die in der 3. Liga kurz vor dem Abstieg in die Regionalliga stand und formte daraus einen Meister, zu dem jede andere Drittliga-Mannschaft aufsah. Mit atemberaubenden 14 Punkten Abstand zum Zweitplatzierten stieg der FCM 2021 in die 2. Bundesliga auf.
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Nur ein Jahr später konnte die Titz-Elf den Klassenerhalt festmachen – zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Ein historischer Erfolg, der die Erwartungen im Umfeld steigen ließ.
Die Magdeburger mussten anschließend in Moritz-Broni Kwarteng (Bochum) und Andreas Müller (Darmstadt) zwei Stammspieler ziehen lassen. Mit Kai Brünker verließ zudem der Fangliebling des FCM die Elbestadt. Das Gros des Stammkaders blieb. Etwas, worauf Schork und Titz bauen und mit gestandenen Profis den Kader zweitligatauglich hätten füllen können. Es kam anders.
Die Probleme beim 1. FC Magdeburg
Elf neue Spieler holten die FCM-Chefs nach Magdeburg in der nun abgelaufenen Saison. Kaum einer konnte überzeugen. Jean Hugonet zeigte gleich gute Leistung, kämpft aber mit seiner Verletzungsanfälligkeit. Tobias Müller kehrte als Abwehrchef nach Magdeburg zurück, spielte dort anfangs gut, seine Leistungskurve zeigte aber im letzten Saisondrittel nach unten.
Mit Xavier Amaechi, Jonah Fabisch, Andi Hoti und Emir Kuhinja holte man sich junge, unreife Spieler an die Elbe, die ein Versprechen an die Zukunft waren und noch sind. Ahmet Arslan und Alexander Nollenberger sowie Julian Pollersbeck hätten sofort aushelfen sollen.
Das Ergebnis: Arslan wurde alsbald nach Dresden wieder verliehen, Nollenberger fand nie so richtig ins Spiel und Pollersbecks Verletzungshistorie ist im negativen Sinne bemerkenswert.
Einzig Bryan Teixeira und Andi Hoti wussten hin und wieder zu überzeugen. Eingeschlagen sind auch sie nicht. Die Transfers in dieser Saison beim 1. FC Magdeburg konnten akut nicht helfen – einer der großen Stolpersteine für den Club.
1. FCM in der 2. Bundesliga: Zweitschlechteste Saison
Unter Christian Titz spielte der 1. FCM in dieser Saison eine schlechtere Runde als in der Spielzeit nach dem Aufstieg. Das anspruchsvolle System des Trainers konnte nur bedingt von den Spielern umgesetzt werden, viele individuelle Fehler kosteten Punkte.
Holte der FCM 2022/23 noch 43 Punkte, waren es in dieser Saison nur noch 38. Immerhin blieb die Tordifferenz im Vergleich ungefähr gleich (Minus sieben zu Minus acht). Das System von Christian Titz war von den Gegnern entschlüsselt. Das Ergebnis: Neun Siege, elf Remis und 14 Niederlagen. Im Vorjahr waren es noch zwölf Siege und nur eine Niederlage mehr.
Zum Vergleich: In der Zweitliga-Abstiegssaison 2018/19 holte der FCM sechs Siege und wurde 15 mal geschlagen und damit nur einmal mehr, als in der abgelaufenen Saison.
FCM-Trainer Titz: System auf den Prüfstand, gute Transfers
Der 1. FC Magdeburg hat sich die Sommerpause verdient. Anschließend geht es an die Arbeit. Es gilt nun, Leistungsträger zu halten und neue Spieler mit Zweitliga-Format nach Magdeburg zu lotsen. Das wird Geld kosten, ist aber zwingend nötig, um sich in der 2. Bundesliga zu etablieren.
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Auch das System Titz muss auf den Prüfstand. Ist dieses fähig, um im Unterhaus bestehen zu können? Welche Stellschrauben müssen dazu noch gedreht werden? Denn eine Spielphilosophie, eine Taktik, die von den Gegnern ausgelesen ist, kann nicht zum Erfolg führen.
Und auch im Verein muss es intern stimmen, wenn die Punkte eingefahren werden sollen. Das Selbstvertrauen und Selbstverständnis der Spieler will zurückgeholt werden.
Wie das aussehen kann, haben Zuschauer beim letzten Saisonspiel gegen Fortuna Düsseldorf gesehen: Nach dem ersten herausgespielten Treffer seit Monaten griffen Automatismen plötzlich und die lange vermisste Spielfreude hielt sofort wieder Einzug bei der Titz-Elf.
Eine ordentliche Sommervorbereitung wird maßgeblich dazu beitragen, wie der 1. FC Magdeburg in die neue Spielzeit starten wird. Es ist in Gradmesser. Eine Saison ist aber lang, eine konstante Weiterentwicklung lässt sich nicht übers Knie brechen.