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IM DIALOG MIT DEN FANS FCM-Chef Geisthardt reagiert auf umstrittenes Banner von Block U

Weil ein Spruchband der aktiven Fanszene den 1. FC Magdeburg in ein schlechtes Licht rückte, musste Geschäftsführer Martin Geisthardt den Vorfall aufarbeiten. Was dabei herauskam, erzählte er in einem Interview.

Von Marcel Fritze 01.11.2024, 10:52
Martin Geisthardt ist seit 2024 kaufmännischer Geschäftsführer beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg.
Martin Geisthardt ist seit 2024 kaufmännischer Geschäftsführer beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg. (Foto: IMAGO / Christian Schroedter)

Magdeburg/DUR - Martin Geisthardt verantwortet in seiner Funktion als kaufmännischer Geschäftsführer beim 1. FC Magdeburg ein breites Spektrum an Aufgabenbereichen. Neben seinem Kerngeschäft, der wirtschaftlichen und finanziellen Weiterentwicklung des Profibetriebs, musste er zuletzt auch ein nicht ganz alltägliches Thema beackern.

Dabei ging es um die Aufarbeitung des Banners von Block U, das Mitte September vor dem Ligaspiel gegen Karlsruhe gezeigt wurde. Unter anderem darüber sprach er in einem MDR-Podcast.

So will Geisthardt die “Marke FCM” entwickeln

Einer der wichtigsten Punkte auf der Agenda des 36-Jährigen ist die Markenbildung. Wie bei seinem vorherigen Arbeitgeber, dem FC St. Pauli, möchte Geisthardt auch beim FCM ganz klar definieren, wofür der Verein steht und was ihn einzigartig macht.

“Wir wollen etwas herausschälen, was uns von anderen unterscheidet und was uns ein Profil gibt, das wir in allen Facetten des Vereins nutzen können". Für die Mitgliedergewinnung, für die Sponsorengewinnung, für die Identifikation der Fans und Förderer”, beschreibt Geisthardt sein Vorhaben.

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Dieser Prozess soll so professionell wie möglich gestaltet werden, und zwar in Kooperation mit der Universität Magdeburg. Mit den Mitteln der Marktforschung möchte der FCM in die Reihen seiner Fans, Unterstützer und Partner hineinhören, um deren Sicht auf den Club zu erfahren.

“Da gibt es sogenannte Fokusinterviews, wo wir genau versuchen, diese Fragen zu stellen, um Antworten zu bekommen, die wir nutzen können. Das ist ein Prozess, der durchaus etwas länger dauern kann”, erklärt Geisthardt.

Klare Ansage: Gewalt hat keinen Platz beim FCM

Bei der zukünftigen Wahl der Wirtschaftspartner zeigt sich der Finanzchef erstaunlich offen. Auf den Deal von Borussia Dortmund mit dem Rüstungshersteller Rheinmetall angesprochen, meinte er: “Ich würde nicht sagen, dass ein Unternehmen aus dieser Branche ein komplettes No-Go wäre, weil es immer darauf ankommt, wie interpretiert man das Ganze, was sieht man in dieser Partnerschaft.”

Gleichwohl machte er klar, dass nicht jedes Unternehmen beim FCM willkommen sei. “Alles, was mit Gewalt oder Gewaltverherrlichung zu tun hat, hat bei uns keinen Platz. Da wird es überhaupt keine Möglichkeit geben, mit uns zu kooperieren”, so Geisthardt.

Nach fragwürdigem Banner: Geisthardt im Dialog mit Block U

In der Außendarstellung des Clubs sorgte die aktive Fanszene des 1. FC Magdeburg jüngst für Aufregung. Vor dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC wurde von Block U ein großes Banner vor der Nordtribüne präsentiert.

Die martialische Botschaft lautete: “Schützt die Heimat vor fremden Fahnen - schreitet voran und habt kein Erbarmen.” Da diese Worte auch in der Liedzeile einer Magdeburger rechtsextremen Band vorkommen, rückte das Spruchband die Fans in die rechte Ecke.

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Daraufhin kündigte der FCM in einer Pressemitteilung an, dass man sich mit der aktiven Fanszene zu dieser Aktion austauschen werde. Es war nun die Aufgabe von Geisthardt, sich mit den Ultras zu treffen und die Hintergründe zu dem fragwürdigen Aufruf zu erfahren. Im Ergebnis sei dabei herausgekommen, dass der Spruch auf einer Blockfahne des Fanclubs Köthen aus dem Jahr 2012 stammen und keinen politischen Hintergrund haben soll.

Geisthardt fordert Reduzierung der Pyro-Strafen

Eine etwaige Abnahme von Choreografien werde es auch zukünftig nicht geben. Denn Geisthardt stellt klar: “Es gibt ein sehr enges Vertrauensverhältnis zwischen der Fanszene und dem 1. FC Magdeburg.”

Deshalb werde er sich weiterhin regelmäßig mit den aktiven Fans austauschen, auch weil ihn die Fankultur sehr begeistere. “Ich bin wahnsinnig beeindruckt. Da werden Turnhallen gemietet und so viel Zeit investiert für eine Botschaft, die in die Welt getragen wird. Und das ist etwas, das mich so berührt”, schwärmt Geisthardt über die Einsatzbereitschaft der Fans.

Fans vom 1. FC Magdeburg im Gästebereich beim Spiel gegen den 1. FC Köln.
Fans vom 1. FC Magdeburg im Gästebereich beim Spiel gegen den 1. FC Köln.
(Foto: IMAGO / Nico Herbertz)

Im Dialog mit den Anhängern befindet sich der Manager auch zum Streitpunkt Pyrotechnik. Denn in der Vorsaison musste der FCM wegen Vergehen seiner Fans knapp 300.000 Euro an die DFL abdrücken.

Daran muss sich etwas ändern, fordert der Finanzboss: “In den vergangenen Jahren haben wir eine Steigerung der Strafzahlungen zu verzeichnen und uns ist klar, dass das zu viel ist. Wir müssen das reduzieren und da läuft der Austausch”.

Zudem werde im Ligaverband über eine Veränderung des Strafenkatalogs oder gar eine Legalisierung von Pyrotechnik diskutiert. Länder wie Norwegen oder Österreich könnten hierbei Vorbilder sein.

Größere Stadionkapazität zur neuen Saison?

Damit zukünftig noch mehr Zuschauer bei den Topspielen in der Avnet-Arena dabei sein können, möchte Geisthardt auch gegen die Pufferblöcke angehen, die den FCM um nicht unwesentliche Erlöse bringen. “Wir arbeiten gerade intensiv daran, den Gästeblock zu ertüchtigen. Das heißt, diese Plexiglasscheiben weiter hochzuziehen.”

Aktuell entscheide laut dem FCM-Geschäftsführer ein Gremium mit Vertretern von FCM, Sicherheitsdienst, Polizei und Feuerwehr über die Größe der Pufferbereiche bei jedem Heimspiel. Diese Diskussionen könnten sich bei einer Ertüchtigung des Gästebereichs erübrigen, meint Geisthardt.

Bis es so weit ist, dass der FCM mehr Plätze als derzeit verkaufen könnte, wird es aber noch eine Weile dauern. Geisthardt: “Die Hoffnung ist groß, dass wir das innerhalb des nächsten Kalenderjahres umsetzen können, bestenfalls zur neuen Saison.”