Tatsuya Ito in der Analyse: Top-Joker des 1. FC Magdeburg bekommt intern Konkurrenz

Magdeburg/DUR – An guten Tagen zählt Tatsuya Ito zu den besten Flügelspielern der 2. Bundesliga, schafft es aber nur selten seine Leistungen zu bestätigen und sich einen Stammplatz zu erkämpfen.

Zuletzt kamen vermehrt Gerüchte um einen vorzeitigen Abgang auf, die der 1. FC Magdeburg aber am Freitag klar und deutlich dementierte. Mit der nachfolgenden Datenanalyse soll die aktuelle Situation um den Fanliebling aus Performancesicht bewertet werden.

Beim Saisonauftakt im Heimspiel gegen Elversberg stellte Tatsuya Ito nach Einwechslung direkt unter Beweis, über welche Qualitäten er als Joker verfügt. Seine Leistungsbilanz: In 38 Minuten Einsatzzeit war der 27-Jährige bei fünf seiner sieben Dribblingversuche erfolgreich (herausragende 71-Prozent-Quote), brachte 21 seiner 25 Pässe zu den Mitspielern, bereitete fünf Abschlüsse vor und wäre mit seinem Schussversuch beinahe zum Matchwinner avanciert – doch Elversberg-Keeper Nicolas Kristof lenkte den Ball an die Latte.

Es war nicht das erste Mal, dass der Japaner im FCM-Trikot ein Spiel nach Einwechslung an sich reißt und trotzdem stand er in seinen 65 Zweitligaeinsätzen für die Elbestädter nur magere zwölfmal in der Anfangsformation. Woran liegt es also und welche Perspektive hat er?

Itos Hauptproblem ist, dass mit Baris Atik der Schlüsselspieler der FCM-Offensive dieselbe Position auf der linken Außenbahn bekleidet und abseits von Verletzungen und Sperren seinen Stammplatz sicher hat. Ein Positionstausch bietet sich auch nicht an, da er auf der rechten Außenbahn weitaus weniger Akzente setzen konnte (wie zuletzt gegen den VfL Bochum) und für die Achterpositionen sowie die Rolle als Linksverteidiger ist er im Zweikampfverhalten und der Rückwärtsbewegung zu schwach.

Es sah bislang stark danach aus, dass er auch in der neuen Spielzeit als erste Wechseloption gegen müde Gegner mit seinen herausragenden Dribblings für Gefahr sorgen würde. Doch die Verpflichtung von Livan Burcu brachte kürzlich Bewegung in die Kaderhierarchie auf Itos Stammposition.

Ohne Frage: In seinen Spezialaufgaben zählt Ito zu den besten Spielern der 2. Bundesliga. Er verzeichnete 2023/24 durchschnittlich die meisten Dribblingsversuche aller Zweitligaspieler mit mindestens 600 Einsatzminuten (9.9 Dribblings pro Spiel mit 61 Prozent Erfolgsquote).

In Qualität und Quantität konnten dabei nur Jean-Luc Dompé (Hamburger SV) sowie Elias Saad vom Zweitligameister St. Pauli mithalten. Dazu belegte Ito in dieser Vergleichsgruppe auch bei Ballkontakten im Strafraum sowie der Menge an raumgewinnenden Läufen mit dem Ball den Spitzenplatz in der 2. Bundesliga.

Doch sein Problem ist es immer wieder, dass zu wenig "Zählbares" auf die vielversprechenden Aktionen folgt: Er konnte in der letzten Saison nur zwei Tore und drei Vorlagen vorweisen und halbierte damit seinen eigenen Scorer-Output im Vergleich zu 2022/23.

Seine Chancenverwertung war deutlich unterdurchschnittlich und die Präzision von Flanken in den Strafraum unzureichend (weniger als jeder vierte Flankenversuch erreichte einen Mitspieler), dazu fehlt ihm häufig, trotz gutem Antritt, die nötige Endgeschwindigkeit, um Umschaltsituationen effizient auszunutzen.

Mit Burcu hat der FCM nun einen jungen Spieler geliehen, der in der 3. Liga ähnliche Qualitäten wie Tatsuya Ito aufzeigen konnte: Er war in 59 Prozent seiner Dribblings erfolgreich (5,8 Versuche pro Spiel), hat ebenfalls einen starken Zug in den Strafraum und agiert offensiv als Ballträger um den Raum zum Tor zu verkürzen.

Dazu ist der 19-Jährige passsicher (81 Prozent Passquote) und zeigt Anzeichen in der Spielgestaltung als äußerer Spielmacher auch Baris Atik gut vertreten zu können. Und auch seine Leistung zum Saisonauftakt war ein deutlicher Fingerzeig, dass Ito seine Rolle als erster Einwechselspieler eingebüßt haben könnte. Denn trotz kurzer Zeit im Team bekam der Leihspieler von Union Berlin den Vorzug in der Anfangsformation und bringt auch das notwendige Tempo mit.

Nach den Worten von Christian Titz in der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Braunschweig ist ein möglicher Abgang von Tatsuya Ito intern kein Thema und der Spieler gehört weiterhin fest zur geplanten Kaderstruktur.

Trotzdem dürfte die gestiegene Konkurrenzsituation um seine Position für den Japaner Anlass zur Sorge sein, denn durch die Leihe von Burcu werden seine Einsatzzeiten tendenziell nicht steigen. Eine Möglichkeit wäre sicherlich ein Wechsel zur Ligakonkurrenz, bei der er einen Stammplatz sicher hätte (Elversberg?).

Oder es gelingt ihm im dritten Zweitligajahr endlich, sich für den Trainer unverzichtbar zu machen – mit mehr Zielstrebigkeit und Konsequenz in der letzten Aktion vor dem Tor. Die gute Leistung gegen Elversberg war ein Fingerzeig, dass Titz auf ihn zählen kann – jetzt muss er in Braunschweig leistungstechnisch anknüpfen.