Karriere mit Umwegen FCA und 1860 wollten ihn nicht: So kam Nollenberger doch noch im Profifußball an
Vor acht Jahren kickte Alexander Nollenberger noch in der sechsten Liga, nun gehört er beim 1. FC Magdeburg zum erweiterten Stamm. Dazwischen hat der Flügelflitzer viel erlebt.
Magdeburg/DUR – Alexander Nollenberger ist ein Spätzünder, in vielerlei Hinsicht. Erst mit 26 Jahren debütierte er in der 2. Bundesliga. Auf sein erstes Zweitligator für den 1. FC Magdeburg musste er mehr als ein Jahr warten, bis es ihm Ende August beim 4:0 in Nürnberg glückte.
Doch nun scheint er endgültig angekommen zu sein in der zweiten Liga und beim FCM. Bis dahin war es ein langer Weg, der mit vielen Rückschlägen verbunden war. Davon erzählt er in der aktuellen Folge des vereinseigenen Podcasts.
Wenngleich er schon als kleiner Junge den Traum hatte, Profifußballer zu werden, erfuhr er früh, wie schwer dieser Weg ist. Obwohl er in Memmingen aufwuchs, schaffte er nie den Sprung zum FC Memmingen, sondern spielte für kleinere Vereine in der Region.
Nollenbergers erste Schritte: nach der A-Jugend in die Landesliga
Auch der Sprung in die Nachwuchsabteilungen größerer Vereine blieb ihm zunächst verwehrt. "Zweimal beim FC Augsburg und zweimal bei 1860 München habe ich es versucht. Da war die Aussage: du bist zu klein, das reicht nicht", berichtet Nollenberger.
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So führte ihn sein Werdegang in die A-Jugend des FV Illertissen, mit der Aussicht auf gehobenen Amateurfußball. "Nach der Jugend dachte ich: es wäre schon cool, wenn ich in der Landesliga bei der zweiten Mannschaft immer spielen könnte und vielleicht schaffe ich es noch in die Regionalliga."
Mit dieser Perspektive habe sich der junge Nollenberger bereits ein Stück weit arrangiert. Neben dem Fußball begann er ein Studium als Wirtschaftsingenieur in Maschinenbau. Gleichzeitig blieb er ehrgeizig und startete beim FV Illertissen II richtig durch.
"Da bin ich mit meiner Schnelligkeit so richtig in Form gekommen. Die kam aber erst durch den späten Wachstumsschub und dann ging alles ganz schnell", so der Flügelflitzer.
So erlebte Nollenberger das Training mit den Bayern-Stars
Fortan lief er in der Regionalliga Bayern auf. Schon in seiner zweiten Herrensaison klopfte der FC Bayern München an und holte ihn für die zweite Mannschaft, die damals ebenfalls in der Regionalliga spielte.
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Besser konnte es für den Bayern-Fan nicht kommen. Das Blatt hatte sich gewendet. "Den Traum Profifußballer hatte ich schon immer. Ich hatte ihn eigentlich schon abgeschrieben. Dann kam er für mich überraschend", beschreibt Nollenberger sein Wellental der Gefühle.
Kaum beim Rekordmeister angekommen, dauerte es nicht mehr lange, bis er auch mal mit den Profis trainieren durfte. Die Stars um Franck Ribery, Arjen Robben und Thomas Müller hautnah zu erleben, war für ihn eine besondere Erfahrung.
"Du kommst in die Kabine rein, kennst keinen, bist jung, hast nicht dieses Selbstbewusstsein, redest nicht. Du bist eigentlich ein kleines Schaf. Dann gehst du auf den Platz und es hat total Spaß gemacht", schildert Nollenberger die Situation.
Alexander Nollenberger spielte für Bayern München gegen Tottenham
Im Sommer 2019 erfüllte sich der nächste Traum für den Bayern-Fan. Beim Audi-Cup, einem Vorbereitungsturnier, lief er in der Allianz-Arena auf. Im Finale gegen Tottenham Hotspur stand er in der Startelf und erlebte seine bislang größte Zuschauerkulisse. "Da bist du nervös, da hast du diese Anspannung, hast nicht diese volle Konzentration auf dein Spiel", verrät Nollenberger.
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Es ging fast ein bisschen zu schnell. Mit der zweiten Mannschaft des FC Bayern machte er seine ersten Drittligaspiele, kam aber nur zu Kurzeinsätzen. So entschied er sich für den Schritt nach Bayreuth in die Regionalliga. Nollenberger sagt rückblickend: "Dieser Schritt hat mir extrem gutgetan, noch einmal Regionalliga zu spielen in einer Topmannschaft, dann aufzusteigen und in der dritten Liga zu performen."
Bayreuth war das passende Sprungbrett für ihn, meint Nollenberger. Zwar stieg der Verein nach einem Jahr wieder ab, doch mit neun Toren und sieben Vorlagen in 37 Spielen hatte er den 1. FC Magdeburg von seinen Fähigkeiten überzeugt. Im Sommer 2023 unterschrieb er seinen ersten Zweitligavertrag.
Nollenbergers Umschulung zum Außenverteidiger beim FCM
Der Spätzünder brauchte einige Zeit, um sich an das höhere Niveau zu gewöhnen. Zudem hatte FCM-Trainer Christian Titz einen besonderen Plan mit ihm. Er schulte ihn zum Außenverteidiger um, was er vorher nie gespielt hatte.
Eine große Umstellung für Nollenberger: "Der größte Punkt war das defensive Zweikampfverhalten und das Stellungsspiel. Dass du lernst, richtig zu stehen, die Pässe verhinderst, Flanken verhinderst."
Auch aufgrund der neuen Rolle hatte er ein schwieriges erstes Jahr. In diesen Momenten gab ihm auch der Blick auf den eigenen Lebensweg die Motivation, um dranzubleiben. "Man muss sich trotzdem immer vor Augen halten, dass das dein Traumberuf ist als Fußballer, in der zweiten Liga zu spielen, wenn man sieht, welche Clubs, welche Stadien dabei sind. Vor drei Jahren war das weit weg von mir", sagt Nollenberger.
Die Geduld und Beharrlichkeit sollten sich auszahlen. In der laufenden Saison erhielt der 27-Jährige regelmäßige Spielanteile und erwischte in Nürnberg einen Sahnetag. Das spürte er bereits am frühen Morgen.
Alexander Nollenberger erlöst sich mit ersten Tor für den FCM
"Ich bin aufgestanden und hatte schon ein gutes Gefühl. Ich wollte unbedingt endlich dieses Tor schießen, weil es mich wirklich genervt hatte, weil ich weiß, dass ich es kann", sagt der Offensivspieler.
In der 64. Minute betrat er den Platz und legte gleich mit seinem ersten Kontakt das 2:0 von Livan Burcu vor. Dann kam sein großer Auftritt: in der Manier von Arjen Robben zog er von rechts außen nach innen und schlenzte den Ball wunderbar in die lange Ecke.
"Ich hatte einfach die Idee, das Ding in die lange Ecke zu hauen. Das hat extrem gut funktioniert und dann Emotion pur”, blickt Nollenberger auf diesen Moment zurück.
Mit dem Nürnberg-Spiel hat er seinen Stellenwert beim FCM unterstrichen und ist ein fester Teil der Mannschaft, die aktuell in der zweiten Liga für Furore sorgt. Zu den Erfolgsfaktoren zählt er die Teamchemie.
"Die Charaktere passen hier einfach gut zusammen. Es macht viel Spaß. Wenn wir länger im Gelände sind, werden Gesellschaftsspiele gespielt, um das zu verstärken. Es sind die kleinen Dinge", betont Nollenberger. Wohin dieser Teamgeist die Mannschaft noch trägt, werden die kommenden Wochen zeigen.