Stärken und Schwächen Turbo und Technik: Das können die neuen Magdeburger Flügelstürmer
Rayan Ghrieb verzaubert mit Übersicht, Dribblings und einem linken Hammer. Kandet Diawara bringt Explosivität ins Spiel - die Neulinge des 1. FC Magdeburg in der Tiefenanalyse.

Magdeburg/DUR – Rayan Ghrieb und Kandet Diawara sind Franzosen, Flügelstürmer, Mitte 20 und seit Anfang August Kaderspieler vom 1. FC Magdeburg. Während Ghrieb sein durchaus beachtenswertes Debüt gegen Dynamo Dresden gab, kam Diawara angeschlagen an den Heinz-Krügel-Platz und fällt zunächst aus.
Magdeburg Blau-Weiß schaut sich in Kooperation mit Virtualfootball die beiden Neuzugänge genaustens an und verrät, welche weiteren Gemeinsamkeiten sie noch miteinander haben, wo sie sich unterscheiden und vor allem wo ihre Stärken und Schwächen liegen.
Rayan Ghrieb – Dribbel-Spieler mit herausragendem Schuss

Rayan Ghrieb kam vom französischen Zweitligiten EA Guingamp und befand sich dort zuletzt in einem Formhoch. In der Ligue 2 traf er in jedem der letzten fünf Spieltage (30. bis 34. Spieltag), bevor er nach Magdeburg wechselte. EA Guingamp wurde mit ihm und seinem kongenialen Partner Hugo Picard als Flügelzange in der vergangenen Saison Fünfter in der französischen zweiten Liga.
Aus Datensicht zeigte Ghrieb zu großen Teilen Leistungen, welche ihm Top-Zweitliganiveau und Tendenzen zu Erstliga-Level attestieren lassen - ein Wechsel in die Ligue 1 wäre nach der starken Rückrunde nicht überraschend gewesen. Bereits in den beiden Saisons zuvor wusste der gebürtige Straßburger zu überzeugen.
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Beim FCM ist er als gestandener Spieler als Soforthilfe gedacht. Auch wenn er in den vergangenen zwei Spielzeiten nie mehr als 1.600 Spielminuten pro Saison spielen durfte, trotz weniger Verletzungen.
Spielweise und analytische Auffälligkeiten
Ghrieb zeichnet sich durch seine unheimlich gute Übersicht und dem herausragenden progressiven Passspiel und seinen Zuspielen in den Rücken der Abwehrketten aus. 3,8 expected Assist und 1,5 Schussvorlagen pro 90 Minuten sind ein sehr guter Wert.
Besonders hervor tut sich der 26-Jährige durch seine Schusstechnik. Sein wuchtiger Abschluss mit dem linken Fuß – wie gegen Dynamo Dresden – zeigt eine starke Chancenverwertung an. Fast jeder fünfte Schuss in der vergangenen Saison war ein Treffer. Zudem sucht Ghrieb gerne aktiv das Eins-gegen-eins (5,5 Dribblingversuche pro Spiel).
Mit wem kann Ghrieb beim FCM verglichen werden?
Mit Blick auf aktive und ehemalige Spieler vom 1. FC Magdeburg, ist Rayan Ghrieb nur schwer vergleichbar. Der Grund: Der Rechtsaußen war im vergangenen Jahr variabel einsetzbar und agierte in allen Rollen überdurchschnittlich gut.
Am stärksten spielte er als torgefährlicher Außenstürmer und erinnert dabei in seinen Ansätzen an Xavier Amaechi in den Bewegungsabläufen als inverser Rechtsaußen mit Zug zum Tor und Fokus auf Eins-gegen-eins-Situationen. Ghrieb agierte aber auch als äußerer Spielmacher und wird damit Baris Atik als Anspielstation und kreativer Ballverteiler auf der Außenbahn entlasten bzw. ergänzen können.
Kandet Diawara - Super-Sprinter mit Defiziten

Ausgebildet wurde Kandet Diawara unter anderem bei RC Lens. Später wechselte er nach Zypern, ehe er im Sommer 2023 nach Frankreich zurückkehrte und bei Erstligist Le Havre AC unterschrieb. Dort kam der Außenstürmer auf einen Einsatz im Oberhaus. Zweimal wurde Diawara verliehen, in der Ligue 2 absolvierte er 44 Spiele (6 Tore, 3 Vorlagen).
Der 1,80 Meter große Diawara gilt, wie Ghrieb auch, als gestandener Profifußballer, ist insgesamt aber leistungstechnisch unter dem anderen FCM-Neuzugang aus Frankreich einzuordnen. Mehr als 5 bis 7 Torbeteiligungen von Diawara in der laufenden Saison, wären überraschend - wobei Flügelspieler generell eher selten mit direkten oder indirekten Scorer glänzen, sondern oft Gegner binden oder den vorletzten Pass spielen.
Spielweise und analytische Auffälligkeiten
Im Vergleich zu Ghrieb ist Diawara weniger variabel auf dem Feld einsetzbar und hat ein deutlich klareres Stärken- bzw. Schwächenprofil. Diawara ist ein torgefährlicher und schwer zu verteidigender Angreifer in der Gefahrenzone. Er dringt häufig in den Strafraum ein, hat pro Partie rund 4 Kontakte im Strafraum. Dabei hilft ihm seine hohe Dynamik und sein gutes Tempo.
Mit dem Ball am Fuß gelingen dem Angreifer rund 68 Prozent seiner 3,8 versuchten Dribblings pro Spiel. Was ein herausragender Wert ist. Sein liebster Move ist, den Ball am Gegner vorbei zu legen, um den Gegenspieler mit seinem Antritt zu überwinden. Mit seiner Explosivität bietet er sich beim FCM vor allem als Umschaltspieler an, der tiefe Räume belaufen oder Kontersituationen seinen Stempel aufdrücken kann.
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Nachteile hat Diawara vor allem im Kurzpassspiel, der Zweikampfführung am Boden und in der Luft sowie in der allgemeinen Arbeit gegen den Ball. Denkbar wäre folgendes taktische Schema: Baris Atik und Laurin Ulrich ziehen die Gegnerabwehr auf die linke Feldseite, um Diawara per Seitenverlagerung den Raum für sein Tempo zu geben.
Vergleichbare Spieler beim 1. FCM?
Explosivität und Tempo sind bei Kandet Diawara ausreichend vorhanden. Aber er hat Schwierigkeiten gegen tiefstehende Gegner, der Ballverteilung und Technik. Erinnerungen an Ex-Magdeburger Sirlord Conteh werden dabei wach und sind durchaus angebracht.
Der FCM-Neuling ist etwas langsamer als der rekordverdächtige Conteh vom 1. FC Heidenheim, aber grundsätzlich sind beide Spielerprofile vergleichbar. Was spannend sein wird, da dieses Profil dem FCM bislang fehlte und damit eine sehr sinnvolle Alternative je nach Spielsituation sein kann. Erwartbar ist aber, dass er sich nach seiner Verletzung zu Saisonbeginn erstmal mit einem Bankplatz abfinden muss.