Doppelbelegung in der Avnet-Arena Terminärger vor dem Derby: Was hinter dem Spielplan-Chaos steckt
Zwei Spiele, ein Stadion und viele offene Punkte: Rund um das Sachsen-Anhalt-Derby zwischen dem FCM II und dem HFC gibt es Probleme.

Magdeburg/Halle/DUR – Mit Spannung wird das Wiederaufleben des Sachsen-Anhalt-Derbys zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC erwartet. Der HFC trifft in der Regionalliga Nordost auf die Reservemannschaft des FCM. Ein Duell mit Brisanz. Und eines, wie sich jetzt zeigt, das im Vorfeld Irritationen auslöst.
Das Duell der beiden größten sachsen-anhaltischen Fußballvereine, die das letzte Mal vor dreieinhalb Jahren gegeneinander antraten, hätte am ersten Augustwochenende stattfinden sollen. So war es im Spielplan des NOFV verankert.
Regionalliga-Spielplan: FCM II startet in Leipzig, dann kommt schon der HFC nach Magdeburg
Am selben Wochenende treffen aber auch die FCM-Profis in der 2. Bundesliga auf Eintracht Braunschweig. Zwei Spiele an einem Wochenende? Nicht umsetzbar. Es kam anders, gespielt wird nun schon am 31. Juli, einem Donnerstagabend.
Stadionbetreiber vor besonderer Herausforderung
Dass beide Spiele am ersten Augustwochenende in der Magdeburger Avnet-Arena stattfinden werden, galt schon vorab als ausgeschlossen. Das ergebe allein für den Stadionbetreiber (MVGM) besondere Herausforderungen.
Der antwortete auf Nachfrage von Magdeburg Blau-Weiß, man müsse "selbstverständlich dafür sorgen, dass die beiden Spiele beider Mannschaften unsererseits personell abgesichert werden.“ Dafür habe man sich im technischen Bereich neu strukturiert und verstärkt.
Das Spiel der FCM-Profis gegen Braunschweig am 3. August wird wohl ausverkauft sein. Das HFC-Spiel beim FCM II – der in seiner ersten Regionalligasaison alle Heimspiele im Stadion austragen wird – lockt ebenso viele Zuschauer an. Zudem gilt das Derby als besonders brisant. Seit Jahrzehnten sind die Fanlager verfeindet.
Eskaliert ist der Streit zwischen den Vereinen, nachdem FCM-Fan Hannes Schindler tödlich verunglückt war. Mutmaßlich wegen Beteiligung von HFC-Anhängern. Der Fall wurde nie aufgeklärt.
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Das Duell gegen Braunschweig verspricht für die Polizeikräfte traditionell einen eher ruhigen Tag. Zwischen den Klubs gibt es eine Fanfreundschaft. Der komplette Kontrast dazu herrscht zwischen den Anhängern vom 1. FC Magdeburg und den Hallensern.
Ob das Spiel zwischen dem FCM II und dem HFC als Risikospiel zu bewerten sein wird, hänge laut Polizeiinspektion Magdeburg auch von der Zahl der Gästefans ab. Auf Nachfrage ließ die Polizei wissen, dass eine Einordnung erst stattfinden werde, wenn man wisse, in welcher Fan-Stärke der HFC nach Magdeburg reist.
Der HFC macht wiederum klar, "dass es keinerlei Überlegungen seitens des HFC gibt, ohne Fans nach Magdeburg zu reisen. Unsere Anhänger sind für uns ein wichtiger Teil des Vereins – auch bei Auswärtsspielen."
Auch für HFC-Sportboss Daniel Meyer gilt: "Für unsere Fans stehen wir besonders in der Pflicht, dort zu liefern“, wie er im Podcast der Mitteldeutschen Zeitung sagte. Seit dem Tod von Hannes Schindler im Oktober 2016 boykottierten vor allem die Ultras des 1. FC Magdeburg immer wieder die Derbys gegen den Rivalen aus dem Süden des Bundeslandes.
FCM-Stadion doppelt belegt: DFL hat Priorität, NOFV erklärt sich
Doch wie kam es überhaupt zu einer Überschneidung der beiden Partien? Erst gab die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die Spielansetzung heraus. Anschließend zog der für die Regionalliga Nordost verantwortliche Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) nach – und legte das Heimspiel des FCM II gegen den HFC auf dasselbe Wochenende, an dem die Profis gegen Braunschweig spielen.
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Die DFL antwortete auf Anfrage, dass der Spielplan für die 2. Bundesliga vor dem des NOFV bekannt gegeben wurde. Das war Ende Juni. Die Stadien, so der Verband, müssen frei sein, auf dieser Basis werden Spielansetzungen festgelegt.
Es ist kein Geheimnis, dass die 2. Bundesliga Vorrang gegenüber der Regionalliga hat, was die Stadionbelegung angeht. Dass es zur Doppelbelegung kommen könnte, war der DFL nicht bekannt.
Auch der NOFV äußerte sich zum Thema. "Wir möchten Überschneidungen möglichst gering halten, aber am Ende ist es unmöglich, dass das nicht passiert", sagt Wilfried Riemer, Spielleiter Regionalliga des NOFV, auf Anfrage.
Fünfmal wird es in der anstehenden Regionalliga-Hinrunde beim FCM zu Überschneidungen an Spieltagswochenenden in der heimischen Arena kommen. Zumindest das Spiel gegen den HFC, so viel ist klar, wird verlegt. Es könnten weitere folgen.
Riemer: "Gut möglich, dass andere Spiele, die sich überschneiden, auch verlegt werden. Es wäre aber auch vorstellbar, dass, wenn die Profis am Freitag in der Arena spielen, die U23 an dem darauffolgenden Sonntag aufläuft."
FCM-Spiel gegen Halle verlegt
Laut Riemer sei der FCM federführend für die Verlegung des Halle-Spiels auf den Donnerstag vor dem eigentlich geplanten Wochenende gewesen. Der Verein selber ließ einen Fragenkatalog unbeantwortet und verwies auf die am Freitag vom NOFV terminierten Regionalliga-Ansetzungen.
Der HFC reist also an einem Donnerstag nach Magdeburg. Ein für Fans eher unfreundlicher Termin. Ein Thema, das laut Informationen der Mitteldeutschen Zeitung beim HFC intensiv diskutiert werde. Mit dem 31. Juli war aber auch Halle am Ende einverstanden.
Der Hickhack um Spieltermin und Stadionbelegung ist nur ein Beispiel für die Brisanz des Derbys. Vorfreude auf die Partie steht zumindest bei HFC-Sportboss Meyer "relativ weit hinten an“, wie er dem MZ-Podcast verriet: "Es ist nicht unser Anspruch, im Wettkampf gegen die zweite Mannschaft von Magdeburg zu spielen."