Wann platzt der Knoten? FCM-Spieler Tatsuya Ito – Das gehemmte Phänomen
Tatsuya Ito vom 1. FC Magdeburg kommt in dieser Saison noch nicht in Schwung. Die Anlagen des Japaners sind enorm. Das große Comeback, es könnte kurz bevorstehen.
Magdeburg - Tatsuya Ito, klein, wendig, Oberschenkel wie Baumstämme, geht an der Strafraumgrenze mit dem Ball am Fuß in den Zweikampf. Er läuft den Gegner an, wie es im modernen Fußball gerne heißt, mit Volldampf auf den Verteidiger zu und an ihm vorbei in Richtung Torlinie. Dann ein Haken, den Ball in den Strafraum gespielt und eine gefährliche Situation kreiert. So einfach kann Fußball sein.
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Es ist eine Spielweise, die in dieser Perfektion ausgespielt, wohl kein anderer Spieler in der 2. Bundesliga reproduzieren kann. Über 90 Prozent seiner Dribblings sind erfolgreich. „Jeder Zweikampf ist hart“, sagte 2017 der damals 20-jährige HSV-Spieler Ito in Vereinsmedien; er lernte sie zu meistern. In der Wirtschaftslehre spricht man von einer USP, also einem Alleinstellungsmerkmal, zuträglich für das Unternehmen – im Fall Ito für den Verein.
Der passionierte Kaffeetrinker aus Tokyo zählt seit Jahren zu den Lieblingsspielern von FCM-Cheftrainer Christian Titz, der ihn einst in Hamburg trainierte und stromaufwärts an die Elbe, nach Magdeburg, holte. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich eine große Überzeugung von ihm habe“, sagte Titz jüngst nach einem starken Auftritt des Japaners gegen den Karlsruher SC. Mehr öffentliches Lob vom reserviert geltenden Titz geht nicht.
Itos Motor beim FCM stottert – wann platzt der Knoten?
In Magdeburg reifte Ito zum Edeljoker, netzte oft ein, wenn er von der Bank kam, oft auch sehenswert, wie gegen Braunschweig in der vergangenen Saison, als er den Ball von der Strafraumgrenze ins Tor schlenzte. Heidenheim, Lautern, HSV - er kann auch die wichtigen Tore.
In dieser Saison wurde der Japaner noch nicht so richtig warm, spielte nur insgesamt 143 Minuten, was selbst für einen Joker von der Bank sehr wenig ist. Ein Grund ist der enorm breite Kader des FCM, der mit Zugängen wie Ahmet Arslan und Jean Hugonet an Qualität im Vergleich zur vorigen Saison zugenommen hat. Zudem spielt Baris Atik auf Itos Lieblingsposition, der in dieser Saison seine hohe Qualität und obendrein einen langen Atem beweist.
Sind Gelbsperren der Konkurrenz Itos große Chance beim FCM?
Im vergangenen Spiel gegen den KSC jedoch musste Atik wegen einer Gelbsperre aussetzen, Ito durfte das zweite Mal in dieser Spielzeit 45 Minuten auf den Platz – und brachte die Badener zum Verzweifeln. Mit einer starken Leistung könnte er sich einmal mehr beworben haben, mindestens für mehr Einsatzzeit, im Zweifel sogar für die Startelf.
Zwar wird Baris Atik gegen Hannover 96 (20. Oktober, 18.30 Uhr) zurückkommen und seinen Status als unersetzbarer Spieler beim 1. FC Magdeburg festigen. Doch wackelt es auffällig auf der Rechtsaußenposition, wo der eigentlich gesetzte Jason Ceka noch nicht in Form ist. Eine Position, die auch von Ito bespielt werden kann.
Vielleicht die große Chance für den hochveranlagten Ito? Einst war es Ceka selbst, der von einem formschwachen, bzw. verletzten Sirlord Conteh „profitierte“ – und sich zu einem Klassespieler beim FCM entwickelte.