Ursachenforschung Ausgecoacht und Gnaka als Sinnbild: Was alles zum FCM-Debakel führte
Die 0:5-Niederlage des 1. FC Magdeburg gegen Preußen Münster hatte viele Ursachen. Spielte auch der Druck im Aufstiegsrennen eine Rolle?

Magdeburg/DUR – Die 0:5-Heimniederlage des 1. FC Magdeburg gegen Preußen Münster schreit nach Erklärungen. Wie konnte der Aufstiegskandidat gegen den Abstiegskandidaten so untergehen? Trainer Christian Titz wollte im Nachgang nicht von kollektiven Versagen sprechen und bemühte sich um eine differenzierte Analyse.
Tatsächlich war die Pleite eine Mischung vieler Faktoren, die am Freitagabend allesamt gegen den FCM liefen. Ein Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
1) Titz wird von Pader ausgecoacht
Unterschiedlicher konnten die Gefühlswelten nach Abpfiff nicht sein. Münsters Teamchef Christian Pander wunderte sich selbst, dass sein Plan so gut aufgegangen war, FCM-Coach Titz suchte nach Antworten für die 0:5-Heimpleite.
Kommentar zum FCM-Debakel: Unerklärlich, aber aufgeben gilt nicht!
Klare Sache: Pander hatte den FCM mit seinem Trainerstab bestens ausgeguckt. Als Schwachstelle hatten die Preußen die Räume hinter den sehr offensiv ausgerichteten Schienenspielern Alexander Nollenberger und Lubambo Musonda ausgemacht und diese konsequent bespielt.
Das breite Spiel der Gäste mit guter Flügelbesetzung sorgte für Chaos in Magdeburgs Defensive, die Abwehrspieler bekamen keinen Zugriff auf die quirligen Münsteraner.
2) FCM hat ein Aufsteiger-Problem
Vor drei Wochen verlor der FCM beim SSV Ulm, nun daheim gegen Preußen Münster. Kellerkinder sind aktuell keine gern gesehen Gegner in Magdeburg.
Gegen die drei Aufsteiger, die aktuell die Plätze 16 bis 18 belegen, holte der Club in dieser Saison nur zehn der 18 möglichen Punkte. Das könnte am Ende zu wenig sein, um aufzusteigen.
3) Ein unglücklicher Spielverlauf
Trainer Titz hat recht, wenn er sagt, dass es kein klassisches 0:5 war, bei dem seine Mannschaft hergespielt wurde. Der Expected-Goals-Wert der Gäste lag am Ende bei 2,48 - daraus machten die effizienten Münsteraner fünf Tore. Beim FCM lag der Wert bei 0,99, für ein eigenes Tor reichte das aber nicht.
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Begünstigt wurde das hohe Ergebnis durch zwei Aspekte: Einen sehr unglücklichen Spielverlauf und schlimme individuelle Fehler. Früh lag der FCM 0:2 hinten. Als sich das Team gerade geschüttelt hatte und dem Anschlusstreffer nah war, leistete sich Nollenberger ein dummes Foul und verursachte einen Elfmeter zum 0:3.
Und als mancher Fan sicher noch hoffte, dass der FCM nach dem Seitenwechsel eine furiose Aufholjagd starten könnte, stand es auch schon 0:5 nach 55. Minuten. Der Rest des Spiels war dann ein sportlich wertloses Schaulaufen.
4) Ein Rückfall in alte Zeiten
Mindestens bei den Toren zum 0:2, 0:3 und 0:4 - den entscheidenden in dieser Partie – half Magdeburg entscheidend mit. Wie Silas Gnaka, vor dem Spiel noch für seinen 100. Einsatz im FCM-Trikot geehrt, vor dem zweiten Tor den Zweikampf gegen Joshua Mees verweigert, war schon beängstigend. Nollenbergers unnötiges Elfmeterfoul passte ebenfalls ins traurige Gesamtbild.
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Vollends kurios wurde es dann beim 0:4, als Gnaka ohne jeden Druck seinen Teamkollegen Abu El-Zein abschoss und so für Mees servierte, der aus 40 Metern ins leere Tor traf. Der Ivorer machte im Jubiläumsspiel seine wohl schwächte Partie überhaupt für den FCM.
Magdeburg erinnerte gegen Münster an die Vorsaison, wo das Team durch permanente individuelle Fehler sogar in den Abstiegskampf abgerutscht war. Eigentlich hatte die Mannschaft das abgestellt – drei Wochen vor Saisonschluss ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um in alte Muster zurückzufallen.
5) Ein starker Gegner
Was aber auch zur Wahrheit gehört: Münster war am Freitagabend ein starker Gegner. Einsatz und Willen stimmten, dazu war der Matchplan perfekt. Wenn dann auch noch das Spielglück hinzukommt, ist es für jeden Gegner schwer.
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Der FCM kam in 90 Minuten nur auf zehn Torschüsse. Zum Vergleich: In der Vorwoche bei Hertha BSC Berlin waren es schon zur Halbzeit mehr gewesen. Münster schoss 14 Mal auf das Magdeburger Tor und war keinesfalls nur defensiv überzeugend.
6) War es der Druck im Aufstiegsrennen?
Titz sagte vor dem Spiel bei Sky, dass die letzten Spieltage einer Saison immer besonders seien, weil viel Druck entsteht und die Profis lähmen könnte. War das auch gegen Münster der Fall?
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Die Antwort ist spekulativ. Gegen Hertha wirkte Magdeburg kein bisschen nervös oder gelähmt. Gegen Münster stand es früh 0:2 - der Schock saß wahrscheinlich tiefer als der Druck des Relegationsrangs.
Auch Titz wollte psychologische Faktoren im Nachgang nicht als Erklärung für das 0:5 gelten lassen. Was aber auffiel, war eine in vielen Szenen schlechte Körpersprache bei den FCM-Spielern. Jean Hugonet spielte schon früh in der Partie einen frustrierten Rückpass und meckerte Richtung Mitspieler, Baris Atik lamentierte immer wieder, nicht nur mit dem Schiedsrichter.
Das könnte durchaus für ein sehr angespanntes Nervenkostüm sprechen. Patzer wie beim 0:2 oder 0:4 sind damit aber wohl nicht zu erklären. Eine Rolle könnte es dennoch gespielt haben.