Fußballfans machen Druck Thema Polizeigewalt: Dachverband der Fanhilfen fordert "eindeutige Kurskorrektur"
Am Sonntag trafen sich die Fanhilfen in Dresden. Sie kritisierten Regierung und der Polizei und machen vor der nahenden Europameisterschaft in Deutschland Druck.
Magdeburg/Dresden - Unter dem Motto „Fehlstart für Fanrechte – Liste überzogener Polizeieinsätze gegen Fußballfans immer länger“, traf sich der Dachverband der Fanhilfen am Sonntag in Dresden. Mit dabei war auch die Fanhilfe Magdeburg. Themen waren unter anderem mutmaßlich überzogene Polizeieinsätze und die nahende Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land.
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„Die Liste der überzogenen Polizeieinsätze gegen Fußballfans ist lang, obwohl die Saison noch nicht alt ist“, verkündete Linda Röttig, Vorstandsmitglied im Dachverband der Fanhilfen e. V. am Sonntag. Diese Einsätze betreffen vorwiegend Fans, die ihren Verein auswärts unterstützen wollten, so Röttig.
Regelmäßig tauchen Schlagzeilen im Zuge von Fußballspielen auf, in denen die Fanhilfe auf mögliche überzogene Polizeigewalt gegenüber Fußballfans hinweist – auch mit Bezug zum 1. FC Magdeburg. Erst vor wenigen Wochen knallte es zum Beispiel am Hauptbahnhof in Kiel zwischen Polizei und FCM-Fans. Der Bahnhof wurde zeitweise komplett gesperrt, hunderte Personen wurden über mehrere Stunden festgehalten und kontrolliert, Polizisten verletzt.
Zwar gewaltlos, dafür mindestens fragwürdig: Im Millerntorstadion zu St. Pauli filmten Polizeibeamte in die Gästetoilette, dokumentiert auf veröffentlichten Fotos im Netz – ganz zum Ärger von Fans und Fanhilfe. Die Polizei erklärte sich, verwies auf möglichen Farb- oder Lackgeruch, der aus den Räumen gekommen sei und auf Graffiti hingedeutet hätte.
Fanhilfen machen Regierung Druck: Mehr Tempo bei Umsetzung vor EM
Beim Spiel des FCM gegen St. Pauli monierten einige Fans auf sozialen Medien, dass die Polizei in großer Anzahl vertreten gewesen sein soll. Wohl nicht das erste Mal und ein Dorn im Auge der Fanhilfen. „Wir sehen die hohe Anzahl an Polizeieinsätzen gegen Fußballfans höchst kritisch und lehnen kollektive Freiheitsbeschränkungen von Fans entschieden ab“, sagt Linda Röttig.
Die Polizei, so das Vorstandsmitglied, setze bei aufkommenden Problemen eher auf „Gewalt und Eskalation“, statt auf Kommunikation und Wahrung der Grundrechte. Fans würden oftmals als Schwerkriminelle behandelt. Die Fanhilfe fordert unter anderem und vor allem mit Blick auf die nahende Fußball-EM 2024 in Deutschland eine „eindeutige Kurskorrektur im Umgang mit Fußballfans.“
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Die Polizeigewalt, führt Röttig aus, müsse durch „unabhängige Ermittlungsstellen entschieden verfolgt und geahndet werden.“ Die Regierung habe laut Dachverband den Fans Verbesserungen versprochen, doch diese seien noch nicht umgesetzt. Die Fanhilfe fordert daher „deutlich mehr Tempo“.
Die Fußball-Europameisterschaft der Herren findet vom 14. Juni bis zum 14. Juli 2024 in Deutschland statt.