Das erwartet den FCM Exklusiv: Ex-FCM-Spieler Philip Türpitz über Braunschweig-Trainer Jens Härtel
Der 1. FC Magdeburg muss beim zweiten Saisonspiel gegen Eintracht Braunschweig ran. Einer, der den neuen Trainer der Eintracht sehr gut kennt, weiß, was den FCM erwarten wird – und wo die Schwächen des Härtel-Systems stecken.
Der 1. FC Magdeburg kommt beim Auftakt gegen Wehen Wiesbaden nicht über ein Remis hinaus, vor der Brust wartet am Sonntag mit Eintracht Braunschweig ein „geliebter Feind“. Trainiert werden die Blau-Gelben seit kurzem von Trainer Jens Härtel, Ex-FCM-Meistermacher. Was kann die Härtel-Eintracht reißen? Einer, der es wissen könnte, erzählt aus dem Nähkästchen.
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Kaum ein aktiver Fußballspieler spielte so häufig unter Jens Härtel wie Philip Türpitz. Der Schwabe, der sich vor allem in Ostvereinen wohlfühlt und heute für Regionalligist Altglienicke kickt, folgte 2017 dem Ruf von Jens Härtel, weg vom Chemnitzer FC und hin zum FCM.
"Jens Härtel und dessen Qualitäten kennt jeder in Magdeburg."
Philip Türpitz, Ex-FCM-Spieler
Später musste Härtel den Heinz-Krügel-Platz verlassen, kam bei Hansa Rostock unter, wohin er Türpitz ein weiteres Mal lockte. Die Zeit an der Ostsee sollte für Türpitz nur kurz währen. Trotzdem schnürte der technisch starke Offensivspieler vereinsübergreifend 66 Mal unter Härtel die Schuhe.
Türpitz über Härtel: Akribisch, diszipliniert
Was darf der FCM mit Neu-Eintracht-Trainer Härtel erwarten? „Braunschweig hatte keinen guten Start in die Saison“, sagt Türpitz im Gespräch mit Magdeburg Blau-Weiß; die Eintracht verlor 0:1 gegen Kiel. Doch Türpitz warnt: „Ich glaube Jens Härtel und dessen Qualitäten kennt jeder in Magdeburg. Er ist ein akribischer Trainer, der sehr viel arbeitet.“
Tugenden, die Härtel seinem Team vorlebt – wohl auch künftig in Braunschweig. Türpitz: „Er ist morgens der Erste der aufs Klubgelände kommt und abends der Letzte der geht. Er lebt Disziplin vor. Wenn die Spieler das annehmen und den Weg mitgehen, kann in Braunschweig einiges entstehen.“ Und weiter: „Er kann generell eine Mannschaft gut einstellen und führen.“
Jens Härtel baute beim 1. FC Magdeburg eine Mannschaft auf, die zur Goldenen Generation reifen sollte. Den Grundstein dafür legte sein Vorgänger Andreas Petersen, Härtel verfeinerte – und stieg mit den „Größten der Welt“ sensationell von der vierten bis in die zweite Liga auf.
Einer der Aufstiegshelden damals: Philip Türpitz. Wie erlebte er den vor Kameras eher reservierten Trainer in der Kabine? „Grundsätzlich wirkt er nach außen oft in sich gekehrt und ruhig. Aber, wenn es mal nicht gut läuft oder eine härtere Ansprache angesagt ist, kann er auch aus sich herauskommen. Er kann auch laut werden, ganz klar.“
In den vergangenen Jahren dürfte es in der Kabine wohl öfter getönt haben. Den 1. FC Magdeburg musste Härtel mitten in der ersten Zweitliga-Saison der Clubgeschichte verlassen. Zu schlecht war seine Punkteausbeute. Hansa Rostock führte er anschließend ins Unterhaus. Dort war nach fast 160 Spielen für ihn Schluss, nach einer mäßigen Saison und zehrendem Abstiegskampf für die Kogge. Es folgt Braunschweig auf seinem Kerbholz.
Härtel der eifrige Vorbereiter
Muss der FCM die Härtel-Eintracht fürchten? Türpitz: „Er wird einen Plan für das Wochenende haben, um gegen Magdeburg eine Top-Mannschaft auf den Platz zu bringen.“
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Härtels Eifrigkeit ist berüchtigt unter seinen Spielern, weiß Philip Türpitz: „Er bereitet sich auf die einzelnen Spiele sehr gut vor, stellt die Mannschaft auf den Gegner ein, hat für jeden Gegner immer einen Plan parat, wo dessen Schwachstellen sind, wo man sie knacken kann und bereitet dies die Woche über vor.“
FCM gegen Braunschweig, Härtel gegen Titz: Wer hat die Nase vorn?
Manche sehen Jens Härtel als fantastischen Drittliga-Trainer und mäßigen Coach für die 2. Bundesliga. Seine Spielphilosophie offenbart immer wieder Lücken. Dessen vielfacher Ex-Spieler Türpitz dazu: „Der Spielstil von Jens Härtel ist sehr einfach gehalten. Es gibt einen klaren Plan. Da ist nicht viel Spielraum für mehr.“ Zwar gebe es Platz für die individuelle Klasse mancher Spieler, aber: „er würde niemals sagen: ‚Ihr elf, macht mal.‘“
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Und weiter: „Am Spieltag weißt du als Spieler immer sehr genau, was du zu tun hast.“ Dieser klare, strickte und fast dogmatische Plan von Coach Härtel lasse bei vielen Spielern eine Art Sicherheit wachsen. Manche hätten dies nötig, andere schrecke das ab, so Türpitz. Eine Entfaltung der Qualität ist so für manchen kaum möglich.
Ein Vorteil für den FCM? Einer, der sich mindestens genauso akribisch auf seine Spiele vorbereitet, sitzt nur wenige Kilometer Luftlinie von Härtels Büro entfernt: Er heißt Christian Titz und arbeitet als Cheftrainer für den 1. FC Magdeburg.